Karosseriebauer - GLÄSER in Dresden
Verfasst: Fr 17. Okt 2008, 03:33
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Geschichte der Gläserkarosserie GmbH
Man schrieb das Jahr 1864, als der gelernte Sattler und Wagenbauer Carl Heinrich Gläser (*1831, †1902) in der Rampischen Str. 6 in Dresden eine Werkstätte zum Bau von Chaisen (Kutschwagen) und Pferdeschlitten gründete. Ganz offenbar waren die von ihm gebauten Kutschen und Schlitten von bester Qualität, denn der gute Ruf seiner Erzeugnisse brachte ihm bereits 1865 erste Aufträge vom Königlichen Marstall und vom Königlichen Oberstallamt in Dresden ein.
Sehr früh schon bezog Gläser Rohbauten als Zulieferungen von anderen Handwerkern, die dann in seiner Werkstatt bespannt, gepolstert und lackiert wurden. Einer dieser Kontrakt-Unternehmer war Friedrich August Emil Heuer, der am 1. April 1884 mit seinem Bruder Robert eine selbstständige Schmiede- und Kutschwagenwerkstatt in Radeberg in der Nähe von Dresden gegründet hatte. 1885 heiratete er Gläsers Tochter, blieb aber selbständig und belieferte Gläser weiterhin mit Rohbauten. Erst 1898 wurde der Schwiegersohn Mitinhaber der Luxuswagenfabrik Heinrich Gläser - so der offizielle Name.
Emil Heuer baute die Firma zielstrebig weiter aus. Weitblickend hatte er früh die Gefahren, aber auch die Chancen erkannt, die von der sich entwickelnden Automobilindustrie für den Kutschenbau ausgingen. Nun, zu dieser Zeit gab es noch keine selbsttragenden Karosserien - die Techniken und Werkstoffe für Kfz-Aufbauten waren von der Kutschenfertigung entlehnt, und so war es für ein Unternehmen wie Gläser zur damaligen Zeit recht problemlos möglich, vom Kutschen- zum Karosseriebau überzugehen. Schon früh war es daher üblich, dass Kunden nur das Chassis, also Fahrwerk und Motor (mit Haube), bestellten, um dann bei einem „Karosserie- schneider“ den Aufbau - oftmals nach eigenen Vorstellungen - separat anfertigen zu lassen.
Um die Jahrhundertwende hatte Heuer den Gedanken, Automobilkarosserien zu bauen, in konkrete Vorstellungen und Pläne gefasst, die er allerdings erst nach dem Tod von Carl Heinrich Gläser 1902 in die Tat umsetzen konnte, als er alleiniger Geschäftsführer und Inhaber der Firma Gläser wurde. Um so zügiger ging es aber nun ans Werk, und noch 1902 wurde die erste „Motorkutsche“ mit Gläser-Aufbau, ein Mercedes, fertiggestellt!
Nicht hierfür, sondern für die jahrzehntelang und zahlreich an den sächsischen Hof gelieferten Kutschen, wurde Friedrich August Emil Heuer am 6. Juli 1903 das Prädikat „Königlicher Hofwagenbauer“ verliehen. Erst Friedrich August III. (*1865, †1932), von 1904 – 1918 letzter sächsischer König, bestellte im Jahre 1905 das erste Automobil, obwohl auch er diesen „neumodischen Vehikeln“ zu dieser Zeit noch sehr ablehnend gegenüberstand. Schließlich war Seine Majestät ge- lernter Kavallerist und wusste daher, dass ein Pferd praktisch immer läuft...
Heuer wandelte die Unternehmung in die Gläserkarosserie GmbH Heinrich Gläser um und trieb bis zum Beginn des I. Weltkriegs die Entwicklung von Automobilkarosserien energisch voran. Nach Kriegsende im Jahr 1918 gab er dann die Geschäftsführung der Firma an seinen ältesten Sohn Georg ab, blieb aber weiterhin persönlich haftender Gesellschafter. Mit Erich stieg wenig später das zweite der vier Kinder Heuers - Georg, Erich, Edmund und Johanna - leitend in das Geschäft ein.
Besonders spektakulär waren die 1922/23 von Gläser mit Stromlinienkarosserien nach den Ideen des berühmten Ingenieurs Paul Jaray ausgestatteten Wagen. Jaray wandte seine Erkenntnisse zur Aerodynamik aus dem Bau von Flugzeugen und Luftschiffen bei Zeppelin, wo er Oberingeneur war, auch auf den Automobilbau an. Der untere Teil der Stromlinienkarosserie entspricht einem Segment einer Flugzeugtragfläche, der obere ist ein halbierter spindelförmiger Drehkörper, der der Form der Zeppeline nachgebildet ist. Dem ersten Prototyp, einem T6 des kleinen Arnstädter Autoherstellers Ley (im Bild), folgten ein Audi 14/50 PS Typ K und ein Dixi 6/24 PS Typ G7. Bereits mit diesen ersten Fahrzeugen konnten die erreichbaren Maximalgeschwindigkeiten gegenüber serienmäßigen Karosserien deutlich überboten werden: beim Audi waren es 130 km/h : 95 km/h, beim Dixi 100 km/h : 80 km/h.
Berühmt wurden Gläser'sche Automobilkarosserien im Jahre 1925, als man erstmals ein Cabrio für den rennomierten Zwickauer Hersteller Horch karossierte. Ein wesentlicher Fortschritt wurde durch den Erwerb der Nutzungsrechte für Kfz-Karosserien nach den Patenten des Elsässers Charley Weymann (1887 - 1976) erzielt. Nach Weymann wurden die hölzernen Gerippe nicht mehr verleimt oder gedübelt, sondern mit Metalllaschen verschraubt und dann mit Kunstleder bespannt, was neben besserer Stabilität bei gleich- zeitig größerer Flexibilität auch eine deutliche Gewichtsersparnis und Geräuschdämmung ergab. Cabrios und offene Sportwagen von Gläser wurden alsbald zu einem Wertbegriff und brachten der Dresdener Firma hohes Ansehen ein. Gläser wurde besonders gerühmt für den sehr einfach zu bedienenden und leichtgängigen Mechanismus der Klappverdecke, auf den man mehrere Patente besaß.
1927 verhalf dies Gläser zu einer intensiven Zusammenarbeit mit der General Motors GmbH Berlin-Borsigwalde. Die Amerikaner eroberten zu dieser Zeit in Deutschland hervorragende Marktpositionen, und dies besonders in den oberen Klassen. Zumal, nachdem sie gelernt hatten, dass es klug war, die Karosserien dem europäischen bzw. deutschen Geschmack anzupassen! Neben exklusiven Einzelanfertigungen baute man in Hunderter Auflagen Buick 4-Fenster- und auch Pullman-Cabrios, für Chevrolet 2-Fenster Serien- cabrios.
Gläser entwickelte sich damit zum größten deutschen Karosseriebaubetrieb. Insbesondere Georg Heuer zeichnete verantwortlich für die Entwicklung der Karosserien. Die von ihm anfangs der 30er Jahre geschaffenen Cabriolets zeichneten sich durch besonders harmonische Linienführung und ausgewogene Symmetrie aus. Das erwähnte 6-fenstrige Pullman-Cabriolet zählt nicht nur gestal- terisch, sondern auch technisch-konstruktiv zu den Meilensteinen des Karosseriebaus. Aber dann ließ die Weltwirtschaftskrise 1931 die Amerikaner auf dem deutschen Markt fast vollkommen einbrechen. Durch die Stornierung eines weiteren Großauftrags von General Motors, den dann die deutsch-amerikanische Firma Ambi-Budd in Berlin erhielt, geriet Gläser in äußerste finanzielle Schwierigkeiten. In dieser Lage sah Georg Heuer anfangs 1932 tragischer Weise keinen anderen Ausweg mehr und setzte seinem Leben ein Ende. Nach dem Freitod seines Sohnes kehrte der damals 74-jährige Vater Emil Heuer vorübergehend wieder an die Spitze des Unternehmens zurück, bevor er selbst auch noch im Jahre 1932 verstarb.
Doch zum Glück für Gläser entstand im Krisenjahr 1931 auch die AUTO-UNION als Zusammenschluß der vier sächsischen Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer, deren Haus- und Hoflieferant die Dresdener wurden. Mit der AUTO-UNION als starkem Partner ging es wieder aufwärts, und in der Folge karossierte Gläser für praktisch alle deutschen, aber auch für etliche ausländische Marken. Ab etwa 1935 gab es zunehmend Aufträge von der im forcierten Aufbau befindlichen Wehrmacht. So beteiligte sich Gläser mit Zulieferungen von Aufbauten für den „Mittleren geländegängigen Einheits-Pkw mit Zughaken“ Kfz. 15 an Horch als Hauptauftragnehmer zur Herstellung dieses Viersitzers.
Geschichte der Gläserkarosserie GmbH
Man schrieb das Jahr 1864, als der gelernte Sattler und Wagenbauer Carl Heinrich Gläser (*1831, †1902) in der Rampischen Str. 6 in Dresden eine Werkstätte zum Bau von Chaisen (Kutschwagen) und Pferdeschlitten gründete. Ganz offenbar waren die von ihm gebauten Kutschen und Schlitten von bester Qualität, denn der gute Ruf seiner Erzeugnisse brachte ihm bereits 1865 erste Aufträge vom Königlichen Marstall und vom Königlichen Oberstallamt in Dresden ein.
Sehr früh schon bezog Gläser Rohbauten als Zulieferungen von anderen Handwerkern, die dann in seiner Werkstatt bespannt, gepolstert und lackiert wurden. Einer dieser Kontrakt-Unternehmer war Friedrich August Emil Heuer, der am 1. April 1884 mit seinem Bruder Robert eine selbstständige Schmiede- und Kutschwagenwerkstatt in Radeberg in der Nähe von Dresden gegründet hatte. 1885 heiratete er Gläsers Tochter, blieb aber selbständig und belieferte Gläser weiterhin mit Rohbauten. Erst 1898 wurde der Schwiegersohn Mitinhaber der Luxuswagenfabrik Heinrich Gläser - so der offizielle Name.
Emil Heuer baute die Firma zielstrebig weiter aus. Weitblickend hatte er früh die Gefahren, aber auch die Chancen erkannt, die von der sich entwickelnden Automobilindustrie für den Kutschenbau ausgingen. Nun, zu dieser Zeit gab es noch keine selbsttragenden Karosserien - die Techniken und Werkstoffe für Kfz-Aufbauten waren von der Kutschenfertigung entlehnt, und so war es für ein Unternehmen wie Gläser zur damaligen Zeit recht problemlos möglich, vom Kutschen- zum Karosseriebau überzugehen. Schon früh war es daher üblich, dass Kunden nur das Chassis, also Fahrwerk und Motor (mit Haube), bestellten, um dann bei einem „Karosserie- schneider“ den Aufbau - oftmals nach eigenen Vorstellungen - separat anfertigen zu lassen.
Um die Jahrhundertwende hatte Heuer den Gedanken, Automobilkarosserien zu bauen, in konkrete Vorstellungen und Pläne gefasst, die er allerdings erst nach dem Tod von Carl Heinrich Gläser 1902 in die Tat umsetzen konnte, als er alleiniger Geschäftsführer und Inhaber der Firma Gläser wurde. Um so zügiger ging es aber nun ans Werk, und noch 1902 wurde die erste „Motorkutsche“ mit Gläser-Aufbau, ein Mercedes, fertiggestellt!
Nicht hierfür, sondern für die jahrzehntelang und zahlreich an den sächsischen Hof gelieferten Kutschen, wurde Friedrich August Emil Heuer am 6. Juli 1903 das Prädikat „Königlicher Hofwagenbauer“ verliehen. Erst Friedrich August III. (*1865, †1932), von 1904 – 1918 letzter sächsischer König, bestellte im Jahre 1905 das erste Automobil, obwohl auch er diesen „neumodischen Vehikeln“ zu dieser Zeit noch sehr ablehnend gegenüberstand. Schließlich war Seine Majestät ge- lernter Kavallerist und wusste daher, dass ein Pferd praktisch immer läuft...
Heuer wandelte die Unternehmung in die Gläserkarosserie GmbH Heinrich Gläser um und trieb bis zum Beginn des I. Weltkriegs die Entwicklung von Automobilkarosserien energisch voran. Nach Kriegsende im Jahr 1918 gab er dann die Geschäftsführung der Firma an seinen ältesten Sohn Georg ab, blieb aber weiterhin persönlich haftender Gesellschafter. Mit Erich stieg wenig später das zweite der vier Kinder Heuers - Georg, Erich, Edmund und Johanna - leitend in das Geschäft ein.
Besonders spektakulär waren die 1922/23 von Gläser mit Stromlinienkarosserien nach den Ideen des berühmten Ingenieurs Paul Jaray ausgestatteten Wagen. Jaray wandte seine Erkenntnisse zur Aerodynamik aus dem Bau von Flugzeugen und Luftschiffen bei Zeppelin, wo er Oberingeneur war, auch auf den Automobilbau an. Der untere Teil der Stromlinienkarosserie entspricht einem Segment einer Flugzeugtragfläche, der obere ist ein halbierter spindelförmiger Drehkörper, der der Form der Zeppeline nachgebildet ist. Dem ersten Prototyp, einem T6 des kleinen Arnstädter Autoherstellers Ley (im Bild), folgten ein Audi 14/50 PS Typ K und ein Dixi 6/24 PS Typ G7. Bereits mit diesen ersten Fahrzeugen konnten die erreichbaren Maximalgeschwindigkeiten gegenüber serienmäßigen Karosserien deutlich überboten werden: beim Audi waren es 130 km/h : 95 km/h, beim Dixi 100 km/h : 80 km/h.
Berühmt wurden Gläser'sche Automobilkarosserien im Jahre 1925, als man erstmals ein Cabrio für den rennomierten Zwickauer Hersteller Horch karossierte. Ein wesentlicher Fortschritt wurde durch den Erwerb der Nutzungsrechte für Kfz-Karosserien nach den Patenten des Elsässers Charley Weymann (1887 - 1976) erzielt. Nach Weymann wurden die hölzernen Gerippe nicht mehr verleimt oder gedübelt, sondern mit Metalllaschen verschraubt und dann mit Kunstleder bespannt, was neben besserer Stabilität bei gleich- zeitig größerer Flexibilität auch eine deutliche Gewichtsersparnis und Geräuschdämmung ergab. Cabrios und offene Sportwagen von Gläser wurden alsbald zu einem Wertbegriff und brachten der Dresdener Firma hohes Ansehen ein. Gläser wurde besonders gerühmt für den sehr einfach zu bedienenden und leichtgängigen Mechanismus der Klappverdecke, auf den man mehrere Patente besaß.
1927 verhalf dies Gläser zu einer intensiven Zusammenarbeit mit der General Motors GmbH Berlin-Borsigwalde. Die Amerikaner eroberten zu dieser Zeit in Deutschland hervorragende Marktpositionen, und dies besonders in den oberen Klassen. Zumal, nachdem sie gelernt hatten, dass es klug war, die Karosserien dem europäischen bzw. deutschen Geschmack anzupassen! Neben exklusiven Einzelanfertigungen baute man in Hunderter Auflagen Buick 4-Fenster- und auch Pullman-Cabrios, für Chevrolet 2-Fenster Serien- cabrios.
Gläser entwickelte sich damit zum größten deutschen Karosseriebaubetrieb. Insbesondere Georg Heuer zeichnete verantwortlich für die Entwicklung der Karosserien. Die von ihm anfangs der 30er Jahre geschaffenen Cabriolets zeichneten sich durch besonders harmonische Linienführung und ausgewogene Symmetrie aus. Das erwähnte 6-fenstrige Pullman-Cabriolet zählt nicht nur gestal- terisch, sondern auch technisch-konstruktiv zu den Meilensteinen des Karosseriebaus. Aber dann ließ die Weltwirtschaftskrise 1931 die Amerikaner auf dem deutschen Markt fast vollkommen einbrechen. Durch die Stornierung eines weiteren Großauftrags von General Motors, den dann die deutsch-amerikanische Firma Ambi-Budd in Berlin erhielt, geriet Gläser in äußerste finanzielle Schwierigkeiten. In dieser Lage sah Georg Heuer anfangs 1932 tragischer Weise keinen anderen Ausweg mehr und setzte seinem Leben ein Ende. Nach dem Freitod seines Sohnes kehrte der damals 74-jährige Vater Emil Heuer vorübergehend wieder an die Spitze des Unternehmens zurück, bevor er selbst auch noch im Jahre 1932 verstarb.
Doch zum Glück für Gläser entstand im Krisenjahr 1931 auch die AUTO-UNION als Zusammenschluß der vier sächsischen Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer, deren Haus- und Hoflieferant die Dresdener wurden. Mit der AUTO-UNION als starkem Partner ging es wieder aufwärts, und in der Folge karossierte Gläser für praktisch alle deutschen, aber auch für etliche ausländische Marken. Ab etwa 1935 gab es zunehmend Aufträge von der im forcierten Aufbau befindlichen Wehrmacht. So beteiligte sich Gläser mit Zulieferungen von Aufbauten für den „Mittleren geländegängigen Einheits-Pkw mit Zughaken“ Kfz. 15 an Horch als Hauptauftragnehmer zur Herstellung dieses Viersitzers.