Kleine Typenkunde — 1,8 Liter (1931 - 1933)

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TseHa
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Kleine Typenkunde — 1,8 Liter (1931 - 1933)

Beitrag von TseHa » Fr 24. Jul 2009, 14:53

1,8 Liter (1931 - 1933)

Sehr bald nach der Übernahme der Adam Opel AG machten sich die neuen Herren aus Detroit in Rüsselsheim ans große Aufräumen. Fritz von Opel, dem „Raketen-Fritz“, wurde der Geldhahn für weitere, spektakuläre Vorhaben zugedreht und noch 1929 wurden die großen 6-Zylinder-Typen 14/50 PS und 16/60 PS und, selbstverständlich, der 24/110 PS V8 „Regent“ vom Markt genommen. Damit hatte sich GM zunächst einmal jeder hausinternen Konkurrenz zu den Buicks und Cadillacs entledigt. Ebenso fand der Bau von Motorrädern 1930 sein endgültiges Ende, obwohl Opel mit der Motoclub 500 ein absolutes Spitzenprodukt anbot. Und bis September 1930 verschwanden auch der kleine 6-Zylinder-Typ 8/40 PS und die 1-Tonner und 1,5- bzw. 1,7-Tonner Lkw. Somit war aus dem ursprünglichen Opel-Programm am Jahresende einzig noch der Kleinwagen 4/20 PS in der Fertigung. Dieser, auf 18 PS gedrosselt, auch als Lieferwagen.

Das sieht auf den ersten Blick nach einem recht willkürlichen Kahlschlag aus. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass Friedrich Opels Konstruktionen zwar äußerst solide, aber auch genauso schlicht und einfach konzipiert waren. Jetzt, zum Ende des Jahrzehnts hin, blieben sie zusehends hinter dem Entwicklungsstand der Automobiltechnik zurück. Zweitens befand sich Deutschland schon seit 1928 in einem wirtschaftlichen Abschwung, der durch die vom Zusammenbruch der amerikanischen Börse im Oktober 1929 ausgelöste weltweite Wirtschaftskrise zu nie gekannter Deflation und zu Massenarbeitslosigkeit in ungeheurem Ausmaß führte. Natürlich machte diese Entwicklung nicht vor den Toren der Automobilwerke Halt.

Es ging also darum, Opel mit grundlegend neuen Fahrzeugtypen auszustatten, die sowohl dem aktuellen Stand der technischen Entwicklung entsprechen mussten als auch auf einem von dramatischen wirtschaftlichen Verhältnissen bestimmten Markt bestehen konnten.
Opel und GM schlugen bereits bei der Konzeption und Entwicklung der neuen Modellreihen völlig neue Wege ein: groß angelegte, mit Preisausschreiben verbundene Kundenbefragungen unter Wagenbesitzern und potentiell zukünftigen Käufern ermittelten, welche Eigenschaften ein Automobil vor allem aufweisen sollte. Die Auswertung von Tausenden von Einsendungen ergab als die fünf meistgenannten Punkte:
  • preiswert in der Anschaffung,
  • zuverlässig,
  • sicher,
  • billig in Betrieb und Unterhaltung,
  • kraftvoller, geschmeidig laufender Motor.
Dann wurden die Aufgaben verteilt: Während die Ingenieure in Rüsselsheim die neue Lkw-Generation in Arbeit nahm, die dann im Dezember 1930 als Blitz 1,5t (4 Zyl. mit 2594 cm³, 40 PS) und Blitz 2t „6“ (6 Zyl. mit 3417 cm³, 55 PS) auf den Markt kam, wurden die neuen Pkw-Typen bei GM in Detroit für Opel konstruiert und praktisch bis zur Serienreife entwickelt.
Werbegraphik 1931: „... der Wagen des neuen Jahrzehnts“
Werbegraphik 1931: „... der Wagen des neuen Jahrzehnts“
Das erste Ergebnis dieses Schaffens, der Opel 1,8 Liter Sechszylinder ¹, wurde anlässlich der Opel-Händler-Tagung in Frankfurt am Main am 24. November 1930 präsentiert: Man hat den tüchtigsten Ingenieuren den Auftrag gegeben: „Baut uns einen Wagen, der die Welt erobert!“ hieß es bei der Präsentation. Und weiter: Die Ingenieure haben sich dieser Aufgabe unterzogen ohne jede Rücksicht auf alles bisher Dagewesene, ohne Rücksicht auf die laufenden Bänder, auf das bisher verwandte Material, auf Maschinen und Werkzeuge, nur fußend auf den Erfahrungen, die der größte Automobilkonzern der Welt beim Bau von 20 Millionen Automobilen gewonnen hat. Dieser 1,8 Liter Opelwagen hat zwei Jahre lang – sowohl in Amerika, als auch in Deutschland – seine Leistungen und Eignung durch harte Proben Tag und Nacht beweisen müssen.“
Nach der öffentlichen Vorstellung auf der IAMA in Berlin ging der Wagen, wie es die Graphik verrät, auf etliche Sonderschauen.
Sonnendach-Limousine, Serie 18 B
Sonnendach-Limousine, Serie 18 B
In der Tat war der neue Opel in mehr als einer Hinsicht eine bemerkenswerte Erscheinung. Äußerlich bot er modernes Fahrzeugdesign im damals weltweit anerkannten US-Stil. Die Karosserien, in den Designstudios von GM entstanden, hatte man geschmackssicher an europäische Vorlieben angepasst. Sie wirkten wesentlich graziler und eleganter als die aller vorausgegangenen Modellreihen und erinnerten mit dem schlanken, verchromten Kühlergrill besonders an die aktuellen Chevrolet-Modelle.
Vor allem aber in technischer Hinsicht setzte der 1,8 Liter neue Maßstäbe. Nicht nur für Opel, sondern für den gesamten deutschen Automobilbau! Der Motor, der bei 3.200 U/min 32 PS mobilisierte, lief weich und geschmeidig und in Verbindung mit einem gut abgestimmten, leichtgängigen Getriebe ergab dies neben überaus spritzigen Fahreigenschaften einen erstaunlichen Antriebskomfort. Die Lenkung arbeitete ebenso leicht wie präzise. Die Federung, perfekt abgestimmt, sorgte für gediegenen Fahrkomfort und die Bremsen besaßen eine Wirksamkeit, wie man sie zuvor an deutschen Wagen nicht gekannt hatte.
Für riesiges Aufsehen sorgten zu guter letzt die Preise. Die Erfahrungen der Opel-Mutter GM mit rationeller Großserienfertigung und die modernen Anlagen des größten deutschen Autoherstellers Opel erlaubten es, die einzelnen Komponenten des neuen Modells so günstig zu fertigen, dass hier die prestigeträchtige Technik und der Komfort eines Sechszylinder-Wagens zum ersten Mal auf dem deutschen Markt zu Preisen angeboten werden konnte, die kaum über denen vergleichbarer zeitgenössischer Vierzylinder-Wagen der Konkurrenz lagen.
Werbegraphik von Bernd Reuters (1901 - 1958), einem der bekanntesten Gebrauchsgraphiker seiner Zeit und oft für Opel tätig.
Werbegraphik von Bernd Reuters (1901 - 1958), einem der bekanntesten Gebrauchsgraphiker seiner Zeit und oft für Opel tätig.
Im Januar 1931 lief die Serienfertigung als Serie 18 B an. Der neue Opel 1,8 Liter wurde in der Öffentlichkeit geradezu euphorisch begrüßt. So schrieb z.B. die Berliner Börsenzeitung Anfang 1931: „Sensationelle Ankündigungen sind im Automobilhandel recht häufig, wirkliche Sensationen dafür umso seltener. Das Erscheinen des neuen 1,8 Liter Opel-Wagens ist eine der ganz großen, wie sie oft fünf oder mehr Jahre auf sich warten lassen.“

Stellen wir den Opel 1,8 Liter mit seinen wichtigsten Daten (Ausgangsausführung) vor:

Motor
Motorvarianten: 1,8 Liter / -
Verbrennungsart: Otto
Zylinderzahl / Anordnung: 6 / Reihe
Zylinderkopf / Motorblock: Grauguss / Grauguss
Hubraum cm³: 1790
Bohrung x Hub mm: 65 x 90
Leistung PS/min-1: 32 / 3200 (ab 1933: 33,5 / 3200)
max. Drehmoment Nm/min-1: 100 / 1000
Ventilsteuerung: seitlich stehend, Stirnräder, oben liegende Nockenwelle
Schmierung: Druckumlaufschmierung
Gemischaufbereitung: Solex Steigstrom-Vergaser 30 FV, ab 1933 30 FVN
Kühlsystem: Wasserkühlung mit Pumpe und Ventilator
Zündsystem / Bordspannung: Batterie 6 V / 72 Ah
Kraftübertragung
Kupplung, Bauart: Einscheiben-Trockenkupplung
Getriebe, Bauart, Gänge: Opel Dreigang-Getriebe
Schaltung: Mittelschaltung
Radantrieb, Bauart: Hinterradantrieb
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Karosserie / Fahrwerk
Aufbau- / Chassis-Konstruktion: U-Profil-Pressstahl-Rahmen
Vorderradaufhängung: Starrachse (Faustachse)
Vorderradfederung / -dämpfung: Halbfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Hinterradaufhängung: Starrachse, Banjo-Typ
Hinterradfederung / -dämpfung: Halbfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Räder, Bauart: Stahlscheibenräder (Speichenräder auf Wunsch)
Reifen, Dimension: 4.50 x 18 / 4.75 x 17
Lenkung / Bremsen
Lenkung, Bauart: Schnecken-Segment-Lenkung
Fußbremse: Vierrad-Seilzugbremse mit Servo-Wirkung
Vorderradbremse: Trommel
Hinterradbremse: Trommel
Handbremse: mechanisch auf die Kardanwelle
Maße / Gewichte / Fahrleistungen / Preise
Länge / Breite / Höhe mm: 4110 x 1510 x 1665 (Limousine)
Radstand mm: 2540
Spurweite vorn / hinten mm: 1220 / 1220
Gewicht nur Fahrgestell kg: 680
Leergewicht kg: 900 - 1035 je nach Ausführung
Zul. Gesamtgewicht kg: 1280
Tankinhalt l: 34
Verbrauch l/100 km: 11
Höchstgeschwindigkeit km/h: 85 bis 90
Grundpreise RM: 2.700,– bis 3.590,–

Mit sprechend selbstbewussten Aussagen wie „Der Wagen des neuen Jahrzehnts“ oder „Der goldene Schnitt im Automobilbau“ warb Opel für seinen Sechszylinder. War der 1,8 Liter aber wirklich über jede Kritik erhaben?
  • Die optisch durchaus überzeugenden Karosserien litten innen an einer gewissen Beengheit, mit der ihr schlankes und elegantes Erscheinungsbild erkauft war.
  • Tatsächlich setzte der Wagen hinsichtlich mancher seiner technischen Qualitäten Maßstäbe für jeden kommenden Pkw-Typ aus deutscher Fertigung. Nichts an ihm war unmodern oder gar überholt! Dennoch, nicht ohne Berechtigung erwarteten viele deutsche und europäische Autokäufer damals bereits modernere „Zutaten“ wie verwindungssteife Tiefrahmen, Einzelradaufhängung an der Vorderachse und hydraulisch wirkende Bremsen.
  • Kritik gab es auch an der Straßenlage. Die Federung war auf vorzüglichen Fahrkomfort abgestimmt - Vier zusätzliche Gummilager hielten Vibrationen vom Aufbau fern – aber, was das Fahrwerk auf den europäischen Straßen jener Zeit, wir reden von staubigen Schotterpisten und buckeligem Kopfsteinpflaster, aufführte, das galt manchen als abenteuerlich.
    Im Herbst 1931 verbreiterte sich deshalb die Spurweite hinten um 40 mm auf 1260 mm.
  • Der 1,8 Liter war nun einmal ohne nennenswerte Beteiligung der Opel-Ingenieure in Rüsselsheim von amerikanischen Konstrukteuren in Detroit entwickelt worden. Dass die ihn so bauten, wie sie ihn auch für US-Markt gebaut hätten, kann man ihnen nicht unbedingt vorwerfen, denn schließlich kannten sie nichts anderes. Eher wohl ein Problem der GM-Leitung, denn die Fachleute, die man hätte fragen können, wie ein Opel perfekt für europäische Gegebenheiten zu konstruieren sei, hatte man. In Rüsselsheim.
Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten wurde der Typ 1,8 Liter vom Start weg ein großer Erfolg für Opel: Im März und April 1931 wurden täglich durchschnittlich 283 Opel-Automobile in Deutschland verkauft – Das sind Werte, die die Monatsproduktion der meisten Mitbewerber überstiegen. Im Juni lief bereits der 10.000ste 1,8 Liter vom Band und im gleichen Monat wurden 1.000 Einheiten des 1,8 Liter ausgeführt, was den Opel-Anteil am gesamten deutschen Autoexport auf 77,6 Prozent steigen ließ.
4-Tür-Limousine, Serie 18 B
4-Tür-Limousine, Serie 18 B
Ab Werk wurde die Serie 18 B in folgenden Ausführungen angeboten:
  • 2/2-sitziges Cabriolet zu 3.175 RM,
  • 4-türige Limousine zu 3.295 RM,
  • dito mit Sonnendach zu 3.450 RM und
  • 4-sitziges 2-Fenster-Coupe mit Sonnendach zu 3.500 RM.
2/2-sitziges Cabriolet, Serie 18 B
2/2-sitziges Cabriolet, Serie 18 B
Das äußerst preisgünstige Cabrio wies feststehende Scheibenrahmen auf und besaß einen aufklappbaren „Schwiegermuttersitz“ im Heck.
Sonnendach-Coupe, Serie 18 B
Sonnendach-Coupe, Serie 18 B
Sonnendach-Limousine bzw. Sonnendach-Coupe („Für elegante Menschen von kultiviertem Geschmack“ – so die Werbung) besaßen kein Faltdach, sondern ein großflächig zu öffnendes, festes Stahlschiebedach, das bereits mit Kunststoff bezogen war. Diese Ausführungen stellten ein echtes Novum auf dem deutschen Automarkt dar und waren ihrer Zeit deutlich voraus.
Von Januar 1931 an wurde auch ein Lieferwagen für 350 kg Nutzlast angeboten. Diese Variante kostete 2.950 RM und wurde bis Januar 1933 1.520 mal gebaut.

Außerhalb dieses regulären Angebots stellte Opel auch Sondermodelle in geringen Stückzahlen her.
So gab es den 1,8 Liter als 4-sitziges Cabriolet, 2-türige Limousine, ...
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4-sitzigen Touring (zu 2.700 RM das günstigste Modell überhaupt) und als Sportzweisitzer. Diese Sondermodelle wurden nicht allgemein angeboten, sondern fanden ihre Käufer über ausgewählte Opel-Händler in größeren Orten.
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Ein ganz seltenes Exemplar: „Kombinationswagen“, gebaut von den Karosseriewerken Otto Kühn in Halle/Saale. Kühn fertigte seit den ersten Jahren in beachtlichen Stückzahlen fast alle Sonderaufbauten für Opel, die werkseitig angeboten, aber nicht im Werk hergestellt wurden. Dieser Kombi und 4-sitzige Cabrios bzw. Cabrio-Limousinen 4/20 PS dürften mit die letzten Aufträge gewesen sein, denn 1931 endete die Zusammenarbeit: Kühn, in den Strudel der Weltwirtschaftskrise geraten, war zahlungsunfähig geworden und musste den Geschäftsbetrieb einstellen.
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Im Juni endete mit dem Auslauf des Typs 4/20 PS die seit 1924 so erfolgreiche 4PS-Reihe. Der Nachfolger 1,2 Liter, technisch ein Zwilling des 1,8 Liter, trat im Juli auf den Plan. Durch die erfolgreiche Einführung der neuen Modelle 1,8 und 1,2 Liter konnte Opel 1931 immerhin noch 22.625 Pkw herstellen. Während die gesamte deutsche Pkw-Produktion auf 58.774 Einheiten zurückging und damit ein Minus von 18,32 % verzeichnete, kam Opel mit einem Minus von nur 2,86 % äußerst glimpflich davon. Ebenso blieb Opel bei den Neuzulassungen im Deutschen Reich mit weitem Abstand die unanfechtbare Nummer 1 unter den deutschen Pkw-Herstellern: 1. Opel 16.135, 2. Hanomag 5.290, 3. Adler 4.436. Insgesamt wurden 1931 56.039 Pkw neu zugelassen.


  • ¹ 1928 wurde die Bemessung der Kfz-Steuer in Deutschland nach „Steuer-PS“ durch die im Prinzip heute noch übliche, nach dem Hubraum berechnete, Kfz-Steuer ersetzt. Die Hersteller reagierten dem entsprechend bei der Namensgebung ihrer Wagen, die nun mehr oder weniger unverschlüsselt den Hubraum angaben. Der 1,8 Liter wäre nach alter Weise ein „Opel Typ 7/32 PS“ gewesen.

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Re: Kleine Typenkunde — 1,8 Liter (1931 - 1933)

Beitrag von TseHa » Fr 24. Jul 2009, 14:58

1932

Im Frühjahr wurden die bislang doppelten Stoßstangen durch einteilige ersetzt und dadurch preisgünstiger. Wohlgemerkt: Stoßstangen waren damals weder vorgeschrieben noch serienmäßige Ausrüstung. Mit einfacherer Ausstattung bestellte Wagen hatten keine.
Alte Ausführung 2/2-sitzig
Alte Ausführung 2/2-sitzig
Ab dem Frühsommer gab es die 2/2- und 4-sitzigen „als echte“ Cabriolets mit versenkbaren Fensterrahmen. Denn Wagen mit Cabrioverdeck und feststehenden Fensterrahmen heißen ja eigentlich Cabriolimousine. Die speziell für den offenen Viersitzer „Touring“ angefertigte Karosserie entfiel somit, da nun die des 4-sitzigen Cabriolets verwendet wurde.
Neue Ausführung 4-sitzig. Der Wagen spielte in einem norwegischen Spielfilm um einen gewitzten Antikenfälscher mit.
Neue Ausführung 4-sitzig. Der Wagen spielte in einem norwegischen Spielfilm um einen gewitzten Antikenfälscher mit.
Zum Modelljahr 1932 ging der Bau des 1,8 Liter ab Sommer in die Serie 18 C über. Wesentliche technische Änderungen – die Verbreiterung der Spurweite hinten im Herbst 1931 wurde bereits erwähnt – gab es nicht. Beim 1. und 2. Gang des Getriebes gab es kleine Anpassungen am Übersetzungsverhältnis. An der Gesamtübersetzung von 1:4,78 (auf Wunsch 1:5,55) änderte sich nichts.

Ab Werk wurde die Serie 18 C in folgenden Ausführungen angeboten:
  • Touring 4-sitzig, offen. 2.700 RM
  • Sportzweisitzer, offen. 3.500 RM
    Die nachstehenden gab es in Grundausstattung als „Normal“ und in gehobener Ausstattung als „Spezial“.
  • Cabriolet 2/2-sitzig. 2.990 RM – Spezial 3.390 RM
  • Limousine 4 Türen. 3.000 RM – Spezial 3.500 RM
  • Sonnendach-Limousine 4 Türen. 3.150 RM – Spezial 3.650 RM
  • Sonnendach-Coupe 4-sitzig. 3.200 RM – Spezial 3.700 RM
    Eine Ausnahmestellung nahm das 4-sitzige Cabriolet ein, da nur als Spezial erhältlich.
  • Spezial-Cabriolet 4-sitzig mit Koffer. 3.590 RM
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Ausgestattet mit einem einfachen Wetterschutzdach, ohne Türgriffe außen, ohne Winker, mit handbetätigten Scheibenwischern usw. präsentierte sich der Touring als ein ganz schlichtes Auto, das vor allem bei Bauern, Händlern und Handwerkern sehr beliebt war. Der Touring Modell 1932/33 sollte der letzte dieser einst so verbreiteten Bauart von Opel sein.
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Das 4-sitzige Spezial-Cabriolet mit Koffer. Das Werkbild unten zeigt, dass Hebmüller die Aufbauten beisteuerte.
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1932/33 lieferte die Kölner Karosseriebaufirma Ernst Deutsch eine besonders spektakuläre Version des Sport-Zweisitzers auf 1,8 Liter-Basis. Seine besonderen Kennzeichen waren die pfeilförmig geteilte Windschutzscheibe, die tief ausgeschnittenen Türen und ein flach gezogenes „Stromlinienheck“. Spektakulär genug, um dem bereits genannten Bernd Reuters als Vorlage dieser schönen Werbegraphik zu dienen.
Auch wenn nur 51 Exemplare dieses immerhin 3.895 Mark teuren, schnittigen Flitzers entstanden, für gehöriges Aufsehen dürfte er seinerzeit ganz sicher gesorgt haben, wo immer er auftauchte. Zur wahren Berühmtheit wurde er aber erst in unseren Tagen (gemacht).
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Vorgestellt auf dem Genfer Auto-Salon im März 1999, brachte Opel 2000 den als Roadster ausgeführten Sportwagen Speedster heraus, der auf dem Lotus Elise (werksintern Lotus Type 116) basierte. Im Rahmen der damaligen Werbekampagne für den Speedster kam dann auch dieses wunderschön restaurierte Exemplar eines 1,8 Liter Sport-Zweisitzers von Deutsch ganz groß heraus, da sich Opel mit seiner Hilfe eine, naja, etwas handgestrickte, jahrzehntelange Tradition und Kompetenz im Bau von Roadstern zulegte.
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Dazu wurde die romantische Geschichte von den tollkühnen Alkoholschmugglern in den Jahren der Prohibition in den USA erzählt. Tagsüber sorgfältig vor den Augen des Gesetzes versteckt, durchbrachen sie mit ihren tiefliegenden, knappen Blechkleidern, unter denen hochgezüchtete, PS-strotzende Motoren und der geschmuggelte Whiskey steckten, nächtens - daher der Name „Moonlight-Roadster“ - die Straßensperren der Polizei und des Zolls, indem sie nach möglichst kurzem Anlauf mit Höchstgeschwindigkeit unter den für Lastwagen ausgelegten Schranken hindurchrasten.
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Zweifelhaft, ob man in den 30ern hierzulande von einem „Mondschein-Sport-Zweisitzer“ gesprochen hätte. Ein rassiges Auto ist der zum „Moonlight-Roadster“ stilisierte 1,8 Liter von Deutsch aber allemal!
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Der 1,8 Liter Regent ist da! Als echte Überraschung stellte Opel im Juli 1932 den ebenso repräsentativen wie innovativen Regent vor, der als Serie 98 C gebaut wurde. Zu dem 8-Zylinder-Riesen von 1928/29 gab es außer dem Namen keinerlei technik- oder modellgeschichtliche Bezüge.
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Der neue Regent besaß eine hochmoderne Karosserie mit geschwungenem Ganzstahldach, die seitlich deutlich weiter über die Räder verbreitert war als bei den herkömmlichen Modellen. Dies kam dem Innenraum sehr zu gute. Der für gut zwei Jahrzehnte stilprägende „Torpedo“ war verschwunden – die Motorhaube lief glatt bis zur Frontscheibe durch.
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Das Reserverad stand nicht mehr frei hinter den vorderen Kotflügeln, sondern lag in eine Kuhle eingelassen im schräg abfallenden und stark gewölbten Heck. Der Tankstutzen führte durch das Nabenloch des Reserverades.
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Zum ersten Mal sprach Opel bei einem seiner Modelle offiziell von Stromlinienform. Der Prospekt hob die Vorteile der Aerodynamik hervor: Die charakteristischen Merkmale des Opel Regent sind weiche, fließende Linien in harmonischer Proportion und eine starke Verringerung des Luftwiderstands und der Luftwirbel. Über schräge Flächen, an gewölbten, glatten Außenwänden entlang, wird der auftretende Luftstrom nahezu reibungslos geleitet.
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Einziges Manko, wenn man denn so will: den Regent gab es vorläufig nur als 2-türige Limousine mit 4 Fenstern. Dafür war der Preis für das hochmoderne Auto mit 3.350 Mark geradezu sensationell günstig.


Das Jahr 1932 war auch für Opel ein rabenschwarzes. Trotz aller Anstrengungen konnte der 1,8 Liter sein glänzendes Vorjahresergebnis auch nicht entfernt wiederholen. Die Zeiten ließen es nicht zu. Fast schon eine Verzweifelungsmaßnahme war dann auch die im November aufgenommene Fertigung des vom 1,2 Liter abgeleiteten Billigautos 1 Liter.
Nur 17.896 Pkw verließen die Bänder in Rüsselsheim, was ein Minus von 20,90 % bedeutete. Die gesamte Branche stellte 41.727 Einheiten her und verzeichnete damit 29,00 % Rückgang. Bei den Neuzulassungen blieb Opel immerhin die Nummer 1 im Deutschen Reich: 1. Opel 12.436, 2. Mercedes-Benz 5.325, 3. Adler 4.735 - insgesamt waren es 41.116 Wagen.

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Re: Kleine Typenkunde — 1,8 Liter (1931 - 1933)

Beitrag von TseHa » Mo 27. Jul 2009, 17:25

1933

Ab 1933 ersetzte Opel bei allen Motoren die Grauguss-Kolben durch solche aus Leichtmetall. Von dieser Verbesserung profitierte auch der 1,8 Liter. Eine höhere Verdichtung, größere Einlassventile und ein verbesserter Vergaser steigerten die Leistung des Reihensechszylinders auf 34 PS bei 3.200 Touren.

Bedeutsame Veränderungen gab es zum Modelljahr 1933, in dem der 1,8 Liter als Serie 18 N und der 1,8 Liter Regent als Serie 1833 gebaut wurde. Das bislang verwendete Opel 3-Gang-Getriebe wurde in der Serie 1833 ab Baubeginn und in der Serie 18 N ab dem 730. Wagen durch ein 4-Gang-Getriebe nach Lizenz ZF ersetzt. Von den bisherigen Ausführungen wurden nur der 4-Sitzer Touring (noch für eine begrenzte Zeit), das 4-sitzige Cabriolet und die 2-türige Regent-Limousine weiterhin angeboten. Nach grundlegender Überarbeitung des Modellprogramms bildete nun die 4-türige Limousine mit 6 Fenstern in 3 Ausführungen den Schwerpunkt des Angebots.
  • Serie 18 N
  • Limousine 4 Türen / 6 Fenster. 3.150 RM
  • Spezial-Limousine 4 Türen / 6 Fenster mit Koffer. 3.600 RM
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  • Serie 1833 - Regent
  • Limousine 2 Türen / 4 Fenster. 3.350 RM
  • Spezial-Limousine 4 Türen / 6 Fenster. 3.800 RM
  • Cabriolet 4-sitzig mit Koffer. 3.590 RM
  • Cabriolet 2/2-sitzig. 3.800 RM
  • Spezial-Cabriolet 4-sitzig. 3.950 RM
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Das 4-sitzige Cabriolet mit Koffer nahm wiederum eine Ausnahmestellung ein, da es nicht das für den Regent typische Stromlinienheck aufwies.
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Der Sportzweisitzer wurde, nach jetzigem Kenntnisstand, anscheinend als „ständiges Sondermodell“ offeriert. Für 3.700 Mark soll es eine besonders schöne Ausführung vom namhaften Darmstädter Karosseriebauer Autenrieth gegeben haben, die allerdings nur in 2 Exemplaren gebaut wurde.
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Diesen 1933 entstandenen Kübelwagen darf man wohl als einen der eher wenigen und eher schüchternen Versuche zählen, Opel an der nun im ganz großen Stil betriebenen Erweiterung und Aufrüstung der Wehrmacht teilhaben zu lassen. Doch als Firma, die zu 100 % in ausländischem Eigentum war, wurde Opel auf Jahre hinaus von den neuen Machthabern mit Misstrauen beäugt und blieb von lukrativen Rüstungsaufträgen ausgeschlossen, obwohl der damals fast 62-jährige Wilhelm von Opel, Familienoberhaupt und Vorsitzender des Aufsichtsrates, schon am 1. Mai 1933 der NSDAP beitrat und in verschiedenen Organisationen aktives oder förderndes Mitglied war.

Opel-Mannschaft bei der Ostpreußen-Fahrt. Wie man an dem Blitz 2t sieht, nahmen auch LKw an solchen Zuverlässigkeitsprüfungen teil.
Opel-Mannschaft bei der Ostpreußen-Fahrt. Wie man an dem Blitz 2t sieht, nahmen auch LKw an solchen Zuverlässigkeitsprüfungen teil.
In den 1930er Jahren erreichten Zuverlässigkeitsfahrten für Automobile eine enorme Beliebtheit. Schwarzwald-Fahrt, 3-Tage-Harz-Fahrt oder Ostpreußen-Fahrt und andere waren nicht nur Publikumsmagnete, sondern auch für die Hersteller hochwillkommene Gelegenheiten, die Güte ihrer Wagen unter Beweis zu stellen. Von guten Platzierungen und Siegen ging eine höchst wirksame Werbung aus, denn gefahren wurde mit serienmäßigen Fahrzeugen.

Als für 1933 – sozusagen als Königin aller Zuverlässigkeitsfahrten - erstmals die Langstreckenfahrt „2000 km durch Deutschland“ ausgeschrieben wurde, entschied man bei Opel, sich zum ersten Mal seit 1926 wieder am Motorsport zu beteiligen.

Vom Startort Baden-Baden führte der Rundkurs des zu seiner Zeit bedeutendsten deutschen Langstrecken-Straßenrennens fast 2000 Kilometer über München, Sachsen, Berlin, das Ruhrgebiet, Köln und die Pfalz zurück nach Baden-Baden. Davon waren allein 1200 Kilometer auf teils steilen und kurvenreichen Straßen verschiedener Mittelgebirge zu absolvieren.
Für jede Fahrzeugklasse waren maximale Gesamtzeiten festgelegt, die zu erreichende Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 56 und 88 km/h bedingten.

„Noch nie hat die Welt eine Motorsportveranstaltung von dem Ausmaß und der Bedeutung wie die 2.000 Kilometerfahrt durch Deutschland erlebt. Noch nie wurden an die Automobiltechnik und Fahrer so gewaltige Anforderungen wie bei dieser Ohnehaltfahrt gestellt“, beschrieb die Hauszeitschrift „Der Opel Geist“ die Bedeutung der Prüfung. „Zum Pausieren bleibt keine Zeit, wer den Schnitt erfüllen und unter der vorgegebenen Zeit von 28 Stunden und 13 Minuten bleiben will, muss durchfahren.“

Fast 2000 Fahrzeuge gingen ins Rennen. Zwölf Opel 1,2 und 1,8 Liter und ihre Mannschaften stellten sich der Herausforderung, wovon elf das Ziel erreichten. Als bester Opel-Pilot schnitt der Berliner Erwin Sander mit seinem 1,8 Liter Sport-Zweisitzer ab. Nach 26 Stunden und 23 Minuten erreichte Sander das Ziel mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 78,8 km/h. Damit hatte er sogar die Vorgabezeiten für stärkere Fahrzeuge unterboten.
1,8 Liter bei der Schwarzwald-Fahrt Februar 1934
1,8 Liter bei der Schwarzwald-Fahrt Februar 1934
„Erfahrungsgemäß überlegen“ lautete danach ein Werbeslogan. Nach etlichen weiteren Erfolgen verabschiedete sich der 1,8 Liter Anfang 1934 eindrucksvoll von der Motorsportbühne.

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Re: Kleine Typenkunde — 1,8 Liter (1931 - 1933)

Beitrag von TseHa » Di 28. Jul 2009, 14:25

Epilog
1,8 Liter Regent als Spezial-Cabrio von Drautz. Zigaretten-Sammelbild.
1,8 Liter Regent als Spezial-Cabrio von Drautz. Zigaretten-Sammelbild.
Bis November 1933 baute Opel inklusive der 1.520 Lieferwagen auf 1,8 Liter-Basis 33.805 Exemplare dieses wegweisenden Modells. Die anderen 32.285 verteilten sich auf
  • Serie 18 B: ca. 16.000
  • Serie 18 C: ca. 6.700
  • Serie 98 C: ca. 600
  • Serie 18 N: ca. 6.200
  • Serie 1833: ca. 2.800
    Rund 3.400 Wagen entstanden demnach als Regent.
Seine fraglos wichtigste Aufgabe, Opel über die nach der Weltwirtschaftskrise besonders schlimmen Jahre 1931 und, noch schlimmer, 1932 zu bringen, hat der 1,8 Liter glänzend erfüllt. Die stark unterschiedlichen Stückzahlen der einzelnen Serien spiegeln sowohl den Einbruch der Verkäufe 1932 (Serien 18 C / 98 C) wieder, als auch die rasante wirtschaftliche Belebung nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, denn die Serien 18 N / 1833 waren zeitlich die am kürzesten gebauten. Damit steht der 1,8 Liter würdig in der langen Reihe leistungsstarker und bezahlbarer Mittelklasse-Automobile mit Sechszylindermotor von Opel. In den zwanziger Jahren war der 7/34 PS (später 8/40 PS) als günstigster Sechszylinderwagen Deutschlands sein Vorgänger gewesen; 1934 trat der weiter entwickelte 2 Liter sein Erbe an.


Kleine Galerie „Überlebender“
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