Kleine Typenkunde — Rekord B (1965-1966)

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TseHa
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Kleine Typenkunde — Rekord B (1965-1966)

Beitrag von TseHa » Sa 7. Feb 2009, 22:21

Rekord B (1965-1966)

Der Rekord B ist heute eines der am wenigsten beachteten und weitgehend unbekannten Opel-Modelle. Dies liegt zum Einen sicher an der kurzen Bauzeit von August 1965 bis Juli 1966 - tatsächlich also noch nicht einmal ein ganzes Jahr. Davon wurde er überdies nur über einen Zeitraum von acht Monaten ausgeliefert. Zum Anderen sah Opel selbst in ihm nur ein Übergangsmodell. Die häufige Darstellung, der Rekord B sei die fällige Ablösung des überalterten Rekord A (von 1963 - 1965 gebaut!) und der Wegbereiter des noch in Entwicklung befindlichen Rekord C (ab 1966) gewesen – Opel habe aber einfach keine Lust gehabt, mehr in die Rekord B-Reihe zu investieren, ist so allerdings nicht zutreffend! Seit wann entstehen Autos, die in Stückzahlen von Hunderttausendern verkauft werden sollen, nach dem Lustprinzip?
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Der Rekord B verdankt seine Entstehung vielmehr der Tatsache, dass Opel das Wagnis scheute, gleichzeitig mit einer völlig neuen Motorengeneration auch den völlig neu gestalteten Karosserieentwurf für den Rekord C („Cokebottle-Design“) einzuführen! Im Falle eines Misserfolgs des eines wie des anderen wäre dies für den Umsatzgaranten Rekord ein auf Jahre hinaus nicht wieder gut zu machendes Fiasko gewesen. Opel entschloss sich also, das Risiko zu teilen, indem die neuen Motoren und das neue Design zeitversetzt auf den Markt gebracht wurden.
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Mit dem Rekord B wurde in erster Linie eine komplett neu entwickelte Motorengeneration eingeführt! Damit wurden nach rundweg dreißig Jahren die OHV-Motoren (Overhead Valves - obenliegende Ventile im Zylinderkopf, seitliche Nockenwelle, Antrieb über Stirnräder) abgelöst. Die lange Bauzeit ist sprechender Beweis für die Güte ihrer Bauweise. Diese Motoren trugen ganz erheblich zum Ruhm der Marke Opel bei, doch nun, zur Mitte der sechziger Jahre hin, waren sie an den Grenzen der Entwicklungsfähigkeit angelangt und galten als technisch überholt. Abgelöst wurden sie von den mit CIH (Camshaft In Head) bezeichneten Motoren, bei denen eine von einer Duplex-Kette angetriebene obenliegende Nockenwelle im Zylinderkopf über kurze Stößel und Blechpress-Kipphebel die Ventile betätigte. Die bislang selbst produzierten Vergaser nach Lizenz Carter wurden durch solche von Solex / Zenith ersetzt. Außerdem erhielten, ausgenommen der 1,5-Liter Motor, der noch einen Starterzug hatte, alle anderen Modelle eine Startautomatik.
Diese CIH-Motoren waren dann bis Ende der 1980er Jahre im Opel-Programm.

Angeboten wurden folgende CIH-Motorisierungen als
- Rekord 1500: 1492 cm³; 60 PS / 44 kW bei 4800 U/min
- Rekord 1700 S: 1698 cm³; 75 PS / 55 kW bei 5200 U/min
- Rekord 1900 S: 1897 cm³; 90 PS / 66 kW bei 5100 U/min
Gegenüber den Motoren mit 1,5 Liter / 55 PS, 1,7 Liter / 60 PS bzw. 1,7 Liter / 67 PS beim Rekord A war dies eine deutliche Leistungssteigerung! Opel schloss damit zur motorenmäßig hier und da etwas enteilten Konkurrenz auf. „Kraft-geladen wie noch nie“ lautete dem entsprechend auch ein Werbeslogan. Als Topmodell blieb die schon als Rekord A gelieferte 6-Zylinder-Version L-6 mit OHV-Motor (2605 cm³; 100 PS / 74 kW bei 4600 U/min) im Programm. ¹
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Je nach Motor machte dies Höchstgeschwindigkeiten zwischen 133 km/h und 170 km/h möglich. Für die Beschleunigung von 0-100 km/h wurden entsprechend zwischen 22 und 13 Sekunden benötigt. ²

Am Fahrwerk gab es keine Besonderheiten. Die Spurbreite vorn / hinten blieb bei 1321 / 1276 mm, der Radstand bei 2639 mm. Wie gehabt, die L-6-Versionen hatten mit 1325 / 1356 mm eine leicht verbreiterte Spurweite.
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Die Karosserie wurde im Vergleich zum Vorgänger nur geringfügig überarbeitet, wies aber einige „stilbildende“ Details auf: neu waren liegende Rechteckscheinwerfer und kreisrunde Heckleuchten ³, welche später bei betont sportlich ausgelegten Modellen wie beim Opel GT und beim Manta A wieder auftauchten. Geändert wurde auch der Kühlergrill. Im Wageninneren gab es keine umwälzenden Neuerungen.
Ab Werk waren lieferbar :
- 2-türige Limousine,
- 4-türige Limousine,
- Coupé,
- 2-türiger Caravan und
- Lieferwagen.
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Außenmaße Länge / Breite / Höhe (Limousine): 4551 x 1690 x 1440 mm. Leergewicht: 990 – 1135 kg je nach Ausführung.

Ganz selten blieb die als Opel Olympia angebotene Sparausgabe, die nur eine dürftige Grundausstattung und ein Dreiganggetriebe mit Lenksäulenschaltung hatte (ansonsten gab es Wahlmöglichkeiten). Diese Olympia waren die letzten Opel, bei denen die Heizung dann wieder einen Aufpreis kostete!

Als Sonderfahrzeug wurde der Rekord B in Ausführungen als Taxi und für Polizeien und Feuerwehren angeboten. Auch verschiedene Sonderaufbauten entstanden.
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Überwiegend dürften es Bestattungsfahrzeuge mit verlängertem Fahrgestell wie dieser schmucke Leichenwagen von Welsch gewesen sein.
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Wunderschön, aber leider nur ein Einzelstück: das Cabriolet von Autenrieth in Darmstadt. Auch dieser Versuch, mit Opel noch einmal richtig ins Geschäft zu kommen, konnte die Pleite des Karosseriebauers nicht abwenden.
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Sogar im Rallye-Sport erwarb sich der Rekord B einige Meriten. Lillebror Nasenius fuhr ihn etliche Male auf die Plätze und gewann 1965/66 die schwedische Rallye-Meisterschaft und die anspruchsvolle Winter-Rallye Schweden.
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Auf 294.185 Exemplare hat es der Rekord B gebracht. 3.703 davon hatten den 6-Zylinder-Motor.
___


¹ Nur als Limousine und Coupe lieferbar!
² Manche Quellen nennen geringfügig abweichende Werte.
³ Caravan und Lieferwagen behielten die eckigen Rückleuchten.


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