Schnell-Lieferwagen: Von den Anfängen bis 1939

Beiträge zum Thema "Historische Opel-Fahrzeuge"
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TseHa
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Schnell-Lieferwagen: Von den Anfängen bis 1939

Beitrag von TseHa » So 26. Okt 2008, 04:24

Als im Jahre 1897
in Berlin die 1. Internationale Automobilausstellung stattfand, reichten noch die Säle des Hotels Bristol aus, um neben den anderen Exponaten die insgesamt acht „Motorwagen“ der deutschen Fabrikate Benz, Daimler, Lutzmann und Selve zu präsentieren. Unter den begeisterten Besuchern waren Carl, Wilhelm, Heinrich, Friedrich und Ludwig Opel, die Söhne des 1895 in Folge einer Typhus- erkrankung verstorbenen Firmengründers Adam Opel. Gemeinsam mit Mutter Sophie Opel hatten die fünf Söhne die Leitung der Firma.übernommen und beschlossen nun, ebenfalls in die Automobilherstellung einzusteigen.

Zwei Jahre später war die Stunde gekommen: Friedrich Lutzmann (* 1855; † 1931) und seine Patent-Motorwagen-Fabrik im thüringischen Dessau waren so gut wie pleite - ein Gelegenheitskauf. Die Opel-Brüder griffen zu und verlagerten die Firma vom Chef bis zur letzten Schraube nach Rüsselsheim. Lutzmann wurde zum Direktor der neuen Automobilfertigung ernannt und baute den ersten Opel-Patentmotorwagen System Lutzmann.

Ebenfalls noch 1899, so notierte es eine kurze Zeitungsmeldung, soll der erste Opel-Lastkraftwagen zum blanken Erstaunen der Zeitgenossen durch Rüsselsheim gerumpelt sein. Dokomente zu diesem Fahrzeug existieren offenbar nicht. Die ältesten bekannten Nutzfahrzeuge, beide mit kleinen Kastenaufbauten, datieren von 1900 und 1901. Beide lassen unschwer die Abstammung vom Kutschwagen erkennen. Beim zweiten fällt auf, dass es gelungen ist, den „Kutschbock“, den Sitz des Fahrers, bereits deutlich tiefer gelegen anzubringen. Auch der Wetterschutz für den Chaffeur hat merkbare Verbesserungen erfahren.
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25 Lutzmann-Wagen entstanden bis 1901 insgesamt - natürlich alle in weitestgehender Einzelanfertigung. Im Betrieb erwiesen sie sich als wenig standhaft. Friedrich Lutzmann konnte seine Konstruktion nicht entscheidend verbessern und schied im Streit bei Opel aus.

Schon 1902
ging Opel eine Kooperation mit dem rasant aufstrebenden französischen Motorfahrzeug-Hersteller Automobiles Darracq S.A. ein, die 1896 von Alexandre Darracq (* 1855; † 1931) gegründet worden war. Opel baute nun in Lizenz die von Darracq als „Voiturette“ bezeichneten Fahrzeuge, in der Regel kleine, sportlich ausgelegte Wagen, unter dem Markennamen Opel-Darracq. Die Zusammen- arbeit mit Darracq wurde 1907 wieder aufgekündigt.
Doch auch die erste Opel-Eigenkonstruktion erschien schon 1902: Der Opel 10/12 PS! Der Wagen hatte einen Zwei-Zylinder 1,9-Liter-Ottomotor. Mit einer Bauzeit von sechs Jahren bis 1908 blieb der 10/12 PS für damalige Verhältnisse ganz erstaunlich lange auf dem Markt.
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Gesichert ist es nicht, aber der Vergleich dieser Zeichnung aus 1904 mit ähnlichen Vehikeln lässt vermuten, dass es sich hier um einen „Ballonwagen“ zum Transport der damals als Luxusspielzeug ungeheuer beliebten Fesselballone handelt. Hülle und Schnüre nahm der Kasten auf, während der geflochtene Korb auf der kleinen Plattform stand.
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Opel-Darracq 7/12 PS des Baujahrs 1907. „Vorschläge für besonders gewünschten Wagenaufbau unter Berücksichtigung aller Wünsche stehen stets zu Diensten!“ versicherte die Werbung. Wer das nicht glaubt, schaue hier...
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Möglicherweise gleichen Typs ist dieser als 12 PS (?) bezeichneter Reklamewagen aus 1906 im Stil einer barocken Prunkkarosse. Das Fahrzeug fuhr für den Frankfurter Parfümhersteller Mouson. Unübersehbar der „Torpedo“, die ansteigende Verdickung der Motorhaube vor der Windschutzscheibe, die Wagen vor 1914 den letzten Schick verlieh.
Mit dem Haus Mouson waren die Opels übrigens auch familiär verbunden: Helene Wilhelmine Mouson (* 1875) war die Ehefrau von Georg Adolf Carl Opel.
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Von 1905-1908 lief der Bau des Typs Opel 14/20 PS. Das gezeigte Fahrzeug ist 1907 für den Darmstädter Chemie- und Arzneihersteller Merck gebaut worden.
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Ein legendäres Opel-Fahrzeug: „Die fahrende Sektflasche“, karossiert für den Schaumweinhersteller Henkell auf einem Opel 8/14 PS, der von 1906-1908 gebaut wurde. Dieser Reklamewagen entstand 1907.

Offiziell wurde bei Opel im Jahr 1909 die Lkw-Produktion aufgenommen und 1910 die ersten leichten 1,5-Tonner ausgeliefert. Doch schon vorher gab es richtige Lkw-Aufbauten auf diversen Chassis. Vom vorstehenden 8/14 PS gibt es z.B. Bilder als Doppel-Phaeton und Landauer-Limousine, aber auch als Pritschenwagen und Milchkannen-Transporter!
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Kurz vor dem Krieg, im Jahre 1913, entstand dieser kleine Opel 5/10 PS, der anscheinend ein recht kurzlebiger Nachfolger des Typs 5/8 PS (der Doktorwagen!) war.
Zuletzt geändert von TseHa am Mi 29. Okt 2008, 22:08, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Schnell-Lieferwagen: Von den Anfängen bis 1939

Beitrag von TseHa » So 26. Okt 2008, 17:17

Nach dem Ende des I. Weltkriegs
war an völlige Neuentwicklungen zunächst nicht zu denken. Opel, wie andere auch, baute für Jahre die teils überarbeiteten Typen weiter, die kurz vor oder in den Jahren 1914 - 1918 entstanden waren. So z.B. den 3- oder 4-Tonner Regel-Lastwagen. Zu dieser Modellpalette gehörte auch der Typ 9/30 PS, der erstmals 1916 erschienen war und noch bis 1924 gebaut wurde. Hier zwei Beispiele solcher Fahrzeuge aus der Zeit von 1922 - 1924.
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1923 wurde ein neu entwickelter 1,5 to Lkw eingeführt und der Bau der Regel-Lastwagen eingestellt.

Einen grundlegenden Neubeginn
markierte 1924 die Vorstellung des 4/12 PS! Der kleine, grasgrüne Sport-Zweisitzer mit modischem Spitzkühler und Bootsheck wurde als „Opel Laubfrosch“ zur Legende. Schon 1925 kamen weitere Karosserievarianten hinzu. Dabei war auch wieder ein kleiner Lieferwagen.
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Die Motorleistung war gesteigert worden, so dass der Wagen jetzt als Typ 4/14 PS galt.
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Der Lieferwagen im 4PS-Verkaufsprospekt von 1925.

Bereits 1926 wurde die 4PS-Reihe, die sich zum großen Verkaufserfolg gemausert hatte, wieder überarbeitet. Neben gefälliger gezeichneten Karosserien wurde abermals die Motorleistung gesteigert, und die Bezeichnung lautete nun 4/16 PS.
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Ganz selten sind Betriebsaufnahmen dieser eher nützlichen als spektakulären Fahrzeuge. Dieses hier trägt am Heck eine Werbung für Opel und den Händler über den es verkauft wurde.

Ein Lieferwagen nur im weiteren Sinn: Eine ganze Flotte von 4/16 PS Schleppern, die im Opel-Werk dem internen Materialtransport dienten!
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1928 erhielt der 4 PS seine endgültig letzte Gestalt. Eine erneute Leistungssteigerung machte ihn zum 4/20 PS. Neue Karosserien in neuen Varianten kamen hinzu; das jedoch hervorstechendste Merkmal ist die vom amerikanischen Packard übernommene Gestaltung der Motorhaube und des Kühlers. In dieser Form blieb der Lieferwagen ziemlich unveränndert bis 1931 im Programm. Die Bilder zeigen Wagen der Baujahre 1929, 1930 und 1931.
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Abgelöst wurde die 4 PS-Reihe durch den Opel 1,2 Liter.

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Re: Schnell-Lieferwagen: Von den Anfängen bis 1939

Beitrag von TseHa » Mo 27. Okt 2008, 01:04

Fritz Opel
- ab 1917 von Opel (*1899, †1971) - war nach seinem Studium an der TH Darmstadt zum Chefkonstrukteur avanciert. Durch den großen Erfolg des 4 PS-Typs ermutigt, ging er 1925 einen Schritt weiter und entwickelte den Opel 10/45 PS. Mit diesem recht eindrucksvollen 6-Zylinder, der preisgünstigste seiner Zeit in Deutschland, legte er sich bewußt mit den amerikanischen Importmarken an, die zu der Zeit bei Wagen dieser Größenordnung in Deutschland im Verkauf vorn lagen.
Die Konstruktion des 10/45 PS war von größter Einfachheit und Schlichtheit bestimmt. Technische Finessen und aufsehenrregende Neuerungen, mit denen sich die Konkurrenten gegenseitig zu überbieten suchten, gab es bei ihm nicht. Außerdem waren die ersten Karosserien, die man ihm mitgab, eher eckig wie Kisten und alles andere als elegant. Das brachte ihm alsbald den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Bauern-Buick“ ein.

Aber er war, und auch dies sehr im Unterschied zu so manchem Konkurrenzmodell, solide, zuverlässig und langlebig! Nachdem man ihm gefälligere Karosserien spendiert und die Leistung zur Kraftstoffersparniss etwas gedrosselt hatte, wurde er als Opel 10/40 PS zum meistgekauften deutschen Mittelklassewagen seiner Zeit.
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Das robuste Fahrzeug wurde auch als größere Alternative zum 4 PS-Lieferwagen angeboten. Die beiden ersten Abbildungen zeigen die 10/45 PS-Ausführung von 1925. In der Werbung waren damals kolorierte Zeichnungen noch weit verbreitet.
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Leider liegen keine Fotos vor, die ihn als Lieferwagen zeigen. Dennoch ist dieser als „Mehrzweck-Wagen“ ausgelegte Vertreter höchst interessant. Unter der Woche diente er zum Transport von Nützlichem und Notwendigen; für den Ausflug am Sonntag konnte er mittels einfach einzusetzender Bestuhlung als Tourenwagen genutzt werden. Sogar ein einfaches Spriegelgestell mit Verdeck gab es dazu, dass zumindest leidlichen Wetterschutz gewährte.
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Nun zeigen diese beiden Bilder, wie fließend damals noch die Übergänge waren. Jetzt als 10/40 PS präsentiert sich der Wagen als kleiner Pritsche/Plane-Lkw und Omnibus.
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Was an Nutzfahrzeugen nun noch größer wäre, fiele aber tatsächlich in den Bereich der „richtigen“ Lastkraftwagen. Soweit bekannt, wurden die anderen Opel-Pkw-Typen der Jahre nach 1925 (7/35 bzw. 8/40 PS und der große 12/50 bzw. 15/60 PS) auch nicht als Lieferwagen o.ä. angeboten.

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Schnell-Lieferwagen - Opel 1,2 Liter

Beitrag von TseHa » Di 28. Okt 2008, 04:34

Am 17. März 1929
hatten die Opel-Brüder unter Federführung von Wilhelm und Friedrich von Opel 80 Prozent der Unternehmensanteile an den Detroiter Automobilkonzern General Motors verkauft, der seit 1925 eigene Montagebetriebe in Deutschland unterhielt. Die Opel-Brüder behielten wichtige Posten: Friedrich leitete den Vorstand und Wilhelm führte den Aufsichtsrat. Außerdem konnten sie durchsetzen, dass der Name Opel erhalten blieb.

Grundsätzlich sollte sich die Entscheidung, durch den Verkauf an GM den Bestand des Unternehmens langfristig zu sichern, als richtig erweisen. Im Jahre 1930 war der wirschaftliche Aufschwung aus den „goldenen Zwanzigern“ weitgehend vorüber: Opel schloss die Jahresbilanz mit einem Verlust von knapp 14 Millionen Reichsmark.

In dieser Situation griff General Motors hart ein. Im Laufe des Jahres 1930 und bis ca. April 1931 wurde die Fertigung aller bisherigen Opel-Modelle nach und nach eingestellt. Mehr noch, ohne jede Beteiligung der Opel-Konsruktionsabteilung und des Chef-Konstrukteurs Fritz von Opel wurden in der Detroiter Zentrale zwei neue Typen entwickelt, die als Opel 1,2 Liter (ab 07/1931) und Opel 1,8 Liter (noch in 1930) in den Verkauf kamen. Fritz von Opel, als „Raketen-Fritz“ durch seine sensationellen Experimente mit den RAK-Typen weltberühmt geworden, hatte nach dieser zweiten schallenden Ohrfeige genug. Bereits 1929 musste der von ihm entwicklte 8-Zylinder 24/110 PS „Regent“ auf Betreiben von GM vernichtet werden, und nun, über seinen Kopf hinweg, das! Er trat als Chef-Konstrukteur zurück und verließ die Firma, um sich 32-jährig ins Private zurückzuziehen.

Opel 1,2 Liter Lieferwagen
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Oben präsentiert er sich auf dem Werkshof und wenig später „auf großer Fahrt“.
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Eine Tagesproduktion von 1,2 Liter Lieferwagen steht 1931 vor dem Haupteingang der Opel-Werke zur Ablieferung bereit.

Im Dezember 1932 wurde mit der Fertigung begonnen; ab Januar 1933 war dann eine Sparversion des 1,2 Liter als Opel 1,0 Liter im Handel. Auch der wurde als Lieferwagen angeboten. Im Verkauf war der 1,0 Liter ein Misserfolg - nach nur 5600 Einheiten wurde er noch in 1933 wieder gestrichen.
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Die Bildqualität ist leider miserabel. Das Bild zeigt einen Wagen, der im Werksverkehr lief und die Händler im Umkreis von Rüsselsheim mit Ersatzteilen versorgte.
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Ein weiterer Kundendienstwagen. Man beachte die Aufschriften und die Schaukästen an den Seiten!
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Ein Überlebender - viele gibt es sicher nicht!

Insgesamt war der kleine 1,2 Liter für Ope ein großer Erfolg. Von 07/1931 - 1935 entstanden 101563 Einheiten als Pkw plus 6411 als Lieferwagen. (Einschließlich der 5600 gebauten 1,0 Liter-Wagen!) Die Produktionszahlen im Einzeln:
1931: 3694 / 173
1932: 10755 / 600
1933: 20696 / 1188
1934: 31376 / 1492
1935: 35042 / 2958
Der Vierzylinder-Viertakt-Motor mit 1186 cm³ Hubraum leistete 22 PS bei 3200 U/min. Ab 1933 waren es bei gleicher Drehzahl 23 PS.

Sein Nachfolger war der Opel 1,3 Liter Geschöftswagen.

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Schnell-Lieferwagen - 1,3 Liter Geschäftswagen

Beitrag von TseHa » Do 30. Okt 2008, 02:34

Im November 1935
kam der Opel 1,1 Liter P4 auf den Markt. „P4“ = Personenwagen, viersitzig. Genaugenommen war der P4 eine überarbeitete Neuauflage des bewährten 1,2 Liter von 1931, den er ablöste. Neu war der 1,1 Liter-Motor, der bei einer Drehzahl von 3400 U/min 23 PS abgab und eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h ermöglichte, die durchaus als Dauergeschwindigkeit gefahren werden konnte. Der P4 war also „autobahnfest“, was damals noch keine Selbstverständlichkeit war!

Mit einem Preis von 1650 Reichsmark für die „Normal“-Limousine war der P4 konkurrenzlos günstig. Kein Wunder also, dass er im Jahresendspurt 1935 noch sehr dazu beitrug, dass Opel als erster deutscher Hersteller die Marke von 100.000 produzierten Fahrzeugen überschritt und mit 102.293 gebauten Einheiten größter europäischer Automobilhersteller wurde!
P4_Fw.jpg
1890 RM schlugen für den Lieferwagen zu Buche, den Opel auf das aus soliden U-Profilen P4-Fahrgestell setzte. Allerdings erhielt der Lieferwagen den stärkeren Motor des 1,3 Liter Opel von 1934, der von 24 PS auf 29 PS gesteigert nun im 35er Olympia arbeitete. Immerhin war der neue Lieferwagen-Typ für eine Beladung mit bis zu 500 kg ausgelegt!
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Im Gegensatz zum Olympia mit Ganzstahlkarosserie hatten alle P4-Ausführungen aber ein herkömmliches Kastengerippe aus stabilen Holzleisten, das dann mit Blechtafeln verkleidet wurde. Hier sehr schön zu sehen.

Und hier zeigt er sich nun in voller Schönheit - der 1,3 Liter Geschäftswagen, wie er von Opel bezeichnet wurde:
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Wie bei der besser ausgestatteten P4 „Spezial“-Limousine und der P4 Cabrio-Limousine ist beim Lieferwagen das Ersatzrad vorne rechts hinter dem Kotflügel aufgestellt.

Der P4 verkaufte sich in solch großen Stückzahlen, dass Opel seinen Kunden zum 75-jährigen Firmenjubiläum ein besonderes Geschenk machen konnte: Zum Jahresende 1936 wurde der Preis für den meistgekauften „Normal“ um 200 Reichsmark auf 1.450 RM gesenkt. Das entsprach für viele potentielle P4-Käufer einem Monatseinkommen!
Nur den braunen Machthabern war der P4 ein Dorn im Auge. Sahen sie in ihm doch eine ernsthafte Gefährdung ihrer verbrecherischen Pläne, das deutsche Volk mit dem KdF-Auto Volkswagen „zu beglücken“. Im Laufe des Jahres 1937 wurde Opel derart unter Druck gesetzt, dass die Firmenleitung schließlich nachgab und den P4 Ende 1937 vom Markt nahm. Allerdings war Opel gut gewappnet... Der Kadett stand bereits als Nachfolger bereit!
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Der 1,3 Liter Geschäftswagen durfte dagegen weiterhin und sogar noch bis 1940 (!) gebaut werden. Hier einer des Baujahrs 1938. Ab diesem Jahr bekam er den 1,1-Liter-Motor eingebaut. Da Opel den grundlegend überarbeiteten Olympia (OL38) mit einer völlig neuen 1,5-Liter-Maschine ausrüstete, stand die alte 1,3er nicht mehr zur Verfügung.
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Seltsam genug wird der tüchtige Lieferwagen oft und gern mit diesem hier verwechselt! Zwar war der Blitz 1-Tonner der kleinste aller Blitze, aber er gehört einwandfrei zum Lkw-Programm.
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Mit sich, seinem Opel-Lieferwagen und überhaupt sehr zufrieden ist offensichtlich dieser Herr auf dem Foto von 1939. Aber bald mussten viele Besitzer ihrem Wagen „Lebewohl!“ sagen, wenn sie nicht belegen konnten, dass er in der Heimat „kriegswichtigen Zwecken“ diente und somit „unabkömmlich“ war...
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Die für die Wehrmacht requirierten Fahrzeuge wurden vor allem bei der Feldpost o.ä. eingesetzt. Sehr beliebt waren sie aber auch bei den sog. Propagandakompanien, für deren Zwecke viele mit unförmigen Lautsprechern und der sonstigen Ausrüstung für Rundfunkübertragungen und Musikdarbietungen ausgerüstet wurden.
Oben fährt ein solcher am verlasteten Rohr eines großkalibrigen Mörsers österreichischer Herkunft vorbei; unten sieht man einen „im Einsatz“.
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Nach dem Krieg half unser Lieferwagen natürlich so manchem Handwerker und Geschäftsmann wieder auf die Beine.
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Aber auch bei richtig wohlhabenden Leuten waren diese nützlichen kleinen Lastesel plötzlich sehr beliebt... Es standen ja genug herrenlos gewordene herum, die man sehr günstig von den Besatzungstruppen erwerben konnte. Einmal im Besitz eines solchen Wagen brauchte man dann nur noch eine Zulassung als Fuhrunternehmer und schon kam man in den Genuss von Benzingutscheinen und konnte wieder Auto fahren. Auch, wenn man anschließend nie auch nur eine einzige Kartoffel oder sonstwas transportierte...
Immer gab's wohl Schweine, die gleicher waren als andere. Oder einfach cleverer.

1940 war die Herstellung des letzten Lieferwagens der Vorkriegszeit eingestellt worden. Sieben Jahre sollten nun vergehen, bevor Opel Ende 1947 mit dem 38er Olympia die Pkw-Fertigung wieder aufnehmen konnte. Erst dann gab es auch wieder Lieferwagen. Die werden in einem neuen Beitrag vorgestellt.

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