Die Opel Motoclub 500 war ein modernes bis avantgardistisches Motorrad aus den späten zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Einleitung
Der Bau von motorisierten Zweirädern vollzog sich bei Opel in drei zeitlich getrennten Abschnitten mit mehrjährigen Unterbrechungen: Nach 1901 - 1912 und 1919 - 1925 kam in der zweiten Jahreshälfte 1927 der Gedanke an eine erneute Wiederaufnahme der Fertigung auf.
Die Firma hatte nach der durch die Währungsreform beendete, verheerende Inflation von 1923 eine überaus erfreuliche Entwicklung genommen, wofür in erster Linie der überragende Erfolg des 1924 eingeführten Kleinwagens der 4PS-Reihe steht. Mit dem Typ 10/40 PS von 1925 eroberte Opel dann auch die Spitzenposition in der Mittelklasse. Aber auch der Verkauf von Fahrrädern lief glänzend. 1927 war Opel auf dem Wege, sich „größter Fahrrad-Hersteller der Welt“ nennen zu dürfen.
Unter diesen Vorzeichen knüpfte Opel eine Geschäftsbeziehung zur kriselnden sächsischen Elite-Diamant-Werke AG, die kurz zuvor aus den Elitewerken AG in Brand-Erbisdorf und der dazu gehörenden Abteilung Diamantwerke in Siegmar-Schönau gebildet worden war. Aus Brand-Erbisdorf kamen noch bis 1929 Elite Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, während in Siegmar-Schönau die angesehenen Diamant-Fahrräder und seit 1926 Leichtmotorräder mit 98 cm³ sowie Motorräder mit 350 bis 500 cm³ Hubraum hergestellt wurden.
Im Februar 1928 übernahmen die Adam Opel Werke 75 % der Aktien und wurden so zum Haupteigentümer der Elite-Diamant-Werke AG. Unter der Ägide von Friedrich Opel als Chefkonstrukteur und seinem Neffen Fritz von Opel als Versuchsleiter begann alsbald die Entwicklung des Motorrades Opel Motoclub 500 in zwei Ausführungen als Tour mit 16 PS und als Super Sport mit 22 PS.
Motoclub 500
Bereits im Sommer 1928 gab es öffentliche Gerüchte und Indizien, die darauf hindeuteten, dass Opel ein neues Motorrad plante. Im November 1928 wurde diese Maschine dann auf der „Internationalen Automobil- und Motorradausstellung“ (IAMA) vorgestellt. Allerdings war diese Maschine keine ausschließliche Eigenentwicklung von Opel. Konzept und Fahrwerkstechnik stammen von dem Dürener Künstler und Konstrukteur Ernst Neumann-Neander.
Rahmen und Gabel
Eines der auffälligsten Merkmale der Opel Motoclub 500 ist wohl der genietete Pressstahlrahmen der Maschine, der auf Ernst Neumann-Neander zurückgeht. Neben einer kostengünstigeren weil einfacheren Produktion wurde dadurch auch eine höhere Haltbarkeit im Vergleich zu Rohrrahmen erreicht. Zur weiteren Kostensenkung trug der Umstand bei, dass die Rahmen nicht lackiert, sondern cadmiert waren. Von den problematischen Eigenschaften des Cadmiums war damals offenbar noch nicht sehr viel bekannt. Im Jahr 1928 schloss Opel mit Neander einen Lizenzvertrag, der die exklusive Herstellung des Rahmens in Deutschland einschloss.
Der Rahmen brachte auch fertigungstechnisch große Fortschritte: Die Montagezeit für ein Motorrad reduzierte sich von ca. 20 auf 4 Stunden!
Die Gabel der Motoclub 500 (ebenfalls aus Pressstahl) war so konstruiert, dass die Federdrehpunkte in Paketen links und rechts des Lenkkopfes lagen. Das soll zwar einen sehr verschleißfreudigen Vorderreifen, aber auf durchschnittlichen Straßen auch eine gute Straßenlage ergeben haben. Tiefere Schlaglöcher soll die Gabel allerdings mit Nachschwingen quittiert haben.
Motor
Es war klar, dass Opel in den Neander-Rahmen keinen Fremdmotor einbauen würde. Bereits im Jahr 1927 hatte Opel ein 500-ccm-Motorrad entwickelt, dessen Entwicklung aber noch im Prototypenstadium stagnierte. Aus diesem Projekt stand allerdings ein nahezu serienreifer seitengesteuerter Motor mit stehenden Ventilen zu Verfügung (Hub x Bohrung: 90 x 84 mm = 496 ccm und 16 PS). Nicht ganz selbstverständlich und daher eher fortschrittlich war damals ein abnehmbarer Zylinderkopf. Aus diesem Motor wurde ein Motor weiterentwickelt, der im Zylinderkopf hängende Ventile und 22 PS hatte. Auch sonst wurde bei der Maschine nicht gespart: Pleuel und Kurbelwelle waren kugelgelagert
Die Motoclub war in zwei Motorversionen erhältlich:
- Motoclub T
Die Motoclub T (Tour) hatte im Prinzip eine Weiterentwicklung des ursprünglichen seitengesteuerten Motor. Die auf der rechten Seite stehenden Ventile wurden über Kurzstößel von der verhältnismäßig weit oben im Kurbelgehäuse liegenden Nockenwelle angetrieben. Diese Motoren haben normalerweise nur einen Auspuff auf der (in Fahrtrichtung) rechten Seite. 16 PS, Hub x Bohrung: 86 x 86 mm = 498 ccm, SV-Motor (rechts im Motorblock stehende Ventile) - Motoclub SS
Die Motoclub SS (Super Sport) hatte zwei im Kopf V-förmig angeordnete Ventile, die über Stößelstangen von der im Kurbelgehäuse liegenden Nockenwelle angetrieben wurden. Diese Motoren sind normalerweise an den auffälligen Führungen der Stoßstangen der Ventilsteuerung und an den beidseitig angebrachten Auspuffanlagen zu erkennen. 22 PS, Hub x Bohrung: 86 x 86 mm = 498 ccm, OHV-Motor (im Zylinderkopf hängende Ventile)
Der Antrieb erfolgte über eine Primärkette auf das Dreiganggetriebe mit Schalthebel am Tank. Vom Getriebe aus wurde die Kraft über eine weitere Kette ans Hinterrad geleitet. Die Einscheibentrockenkupplung wurde über einen Handhebel links am Lenker betätigt.
Getriebe
Über das Getriebe gibt es nach derzeitigem Erkenntnisstand nichts Besonderes zu sagen. Die Zahnräder im Getriebe wurden über Schaltklauen betätigt. Die Übersetzung der Gänge war:
- 1. Gang: 1:4,5
2. Gang: 1:3,5
3. Gang: 1:2,25
Alle Motoclub-Modelle werden nur in einer einzigen Farbgebung geliefert. Die Metallteile sind in Mattsilber gehalten und bieten damt einen auffälligen Kontrast zu den Bauteilen aus rotem Leder (Sattel, Tankverkleidung) bzw. rotem Gummi (Lenkergriffe, Fußrasten und Reifen). In der Werbung werden sie „Rot-Silber-Vögel“ genannt.
Original-Prospekt: Allgemeine Beschreibung Original-Prospekt: Technische Beschreibung und Daten Produktion der Motoclub 500
Weil die Kapazitäten im Werk Rüsselsheim weitestgehend ausgelastet waren, wurde die Motoclub 500 an ein Tochterunternehmen vergeben, an dem Opel 75 % der Anteile hielt: die Elite-Diamant-Werke AG in Sachsen.