Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

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TseHa
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Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

Beitrag von TseHa » Di 28. Jul 2009, 14:55

Kadett B (1965 - 1973)
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Im Spätsommer 1965 löste der Kadett B den Kadett A ab, der seinen Auftrag nach 649.512 gebauten Einheiten erfüllt hatte. Und das mit Bravour! Das sympathische Wägelchen hatte sich als mustergültige Konzeption für ein kleines, aber eben „ein richtiges“, ein vollwertiges Auto erwiesen, das den Opel-Anteil am deutschen Markt von 16 % auf 23 % gesteigert hatte, während der VW-Anteil von 34 % auf 28 % sank.
Heinrich Nordhoff (1899 - 1968) - Ausgerechnet ein früherer Opel-Mann! - der seit 1948 als Generaldirektor in Wolfsburg mit fast schon wieder bewundernswertem Starrsinn darum rang, aus dem Buckel-Porsche so etwas wie ein Auto zu machen, musste schon einige recht drastische Mittel anwenden, um noch Schlimmeres von Volkswagen abzuwenden! Dass es den Käfer, zuvor in seiner Klasse ja ohne Konkurrenz, nicht noch ärger beutelte, lag aber wohl hauptsächlich daran, dass das hochmoderne Bochumer Kadett-Werk noch viel zu klein geplant worden war...

Mitte 1962 hatte GM den bisherigen Chefdesigner von Chevrolet, Claire McKichan, zu Opel nach Rüsselsheim beordert und zum ersten Direktor der dortigen Styling-Abteilung ernannt. Die es bei seinem Eintreffen noch gar nicht gab. Was es in Rüsselsheim gab, nannte sich die „Entwurfsabteilung“ – eine kleine, wenn auch hochmotivierte Truppe von Designern und Modellbauern, die in einem viel zu engen Verschlag hockte, wo es nicht einmal die Möglichkeit gab, neue Projekte zu präsentieren. Werkzeugausstattung und Arbeitsmethoden waren schlichtweg altmodisch.
Nun, das hatte bis dahin genügt. Denn die damals aktuellsten Opel-Modellreihen, Kadett A (1962), Rekord A (1963) und auch noch die KAD A-Reihe (1964), hatten ihre äußeren Formen maßgeblich in Detroit unter McKichans Leitung bekommen, während sich die Zuständigkeit der Entwurfsabteilung in Rüsselsheim auf die Gestaltung von Details wie etwa Schriftzügen, Chromleisten und der Inneneinrichtung beschränkte. – So waren die Gewichte nun einmal verteilt!
McKichans Aufgabe war es nun, den gesamten Design- oder Stylingbereich bei Opel zu vergrößern und weiterzuentwickeln, um ihm innerhalb des Unternehmens eine neue Selbständigkeit und damit eine ganz andere Bedeutung zu geben.
Claire McKichan strukturierte die Abteilung nun nach GM-Vorbild um und bis Ende 1962 erfolgte der Umzug in einen neu errichteten, modernen und geräumigen Flachbau, völlig unabhängig von den übrigen Werksanlagen. (Das Gebäude gehört noch heute zum GME Design Center in Rüsselsheim.) Innen gliederte es sich in sechs Studios, von denen drei dann jeweils für eine bestimmte Baureihe die Karosseriegestaltung übernahmen. So wurde es üblich, z.B. vom „Rekord-Studio“ oder vom „KAD-Studio“ zu sprechen. Im vierten Studio wurden die Innenräume gestaltet. Fünf und sechs hatten mit dem konkreten Aussehen neuer Modellreihen nur mittelbar zu tun: das Karosserieentwicklungs-Studio befasste sich mit den konstruktiven Belangen, indem es dafür sorgte, das Bauteile wie z.B. die vorgesehenen Motoren auch in die neuentwickelten Karosserien hineinpassten. Ein nicht völlig unwichtiger Aspekt! Das letzte, vielleicht das Herzstück, war das Vorausentwicklungs-Studio, das mit Forschungsaufgaben betraut wurde. Es beschäftigte sich nicht nur mit der Weiterentwicklung der gerade im Bau befindlichen Fahrzeuge (Stichwort „facelift“), sondern auch mit zukünftigen Projekten – Stichwort „advanced design“ – also mit Entwicklungen, die (vielleicht) erst in fünf oder zehn Jahren zum Tragen kommen würden. Leiter der Vorausentwicklung wurde Erhard Schnell, der zuvor ein Jahr lang bei McKichan in Detroit seinen Feinschliff als Automobildesigner erhalten hatte.
Als es dann 1962/63 darum ging, wie die nächste Generation des Kadett bzw. des Rekord auszusehen hatte, ließ Hans Mersheimer, Chefingenieur und bis 1967 Technischer Leiter der Adam Opel AG, seine versammelten Designer wissen: „Und eines will ich Ihnen sagen: Die Chevrolet-Wagen sind die schönsten Wagen überhaupt!“ - Ein Ausspruch fürs Merkheft und somit war die Marschrichtung vorgeben.
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Wir schildern dies deshalb in epischer Breite, weil der Kadett B dann der erste in Großserie gebaute Opel-Wagen werden sollte, der in der Zuständigkeit der neuen Styling-Abteilung seine Formgebung erhielt. Auch, wenn selbstverständlich Bill Mitchell, GM-Chefdesigner in Detroit, in Sachen Formgestaltung das letzte Wort behielt. Wie die Bilder belegen, waren die Entwicklungsarbeiten alsbald in vollem Gange!
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Da kann es kaum noch verwundern, dass als Vorbilder die aktuellen Modelle des Chevelle oder Corvette von Chevrolet herangezogen wurden und damit deren neue Formensprache im „Coke-Bottle-Look“ Einzug in den deutschen Automobilbau hielt. Dessen prägendes Merkmal war die im Bereich der Hinterachse im Bogen nach oben geführte Seitenlinie, die später beim Rekord C ihren wohl schönsten Ausdruck fand. Von manchen gar als „erotischer Hüftschwung“ empfunden.

Bei der Entwicklung des Kadett B mussten sich Opels Ingenieure und Techniker ziemlich ranhalten, denn dem Kadett A sollte bis 1965 ja eine nur dreijährige Laufzeit beschieden sein.

Das unübersehbar deutlichste Ergebnis dieser Arbeiten war ein beträchtliches Größenwachstum. Keine Frage - schon der Kadett A wartete in Hinsicht auf Raumangebot und Bequemlichkeit für die Insassen, Größe des Kofferraums usw. mit Eigenschaften auf, von denen Besitzer vergleichbarer Autos bestenfalls träumen konnten. Die Karosserie seines Nachfolger legte nun in der Länge um 18 cm und in der Breite um 10 cm merklich zu, wobei auch der Radstand um 91 mm auf nun 2416 mm vergrößert wurde.
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Das Größenwachstum kam fast vollends dem Innenraum zugute. Sorgfältig ausgearbeitete Detaillösungen, wie etwa die nach außen gewölbten Seitenscheiben, trugen das ihre dazu bei. Die Opel-Presseabteilung hob hervor: „Die Komfortmaße haben beachtlich zugenommen. So wurden unter anderem die hintere Hüftbreite um 206 mm, die Schulterbreite vorn um 90 mm und hinten um 73 mm größer. Das Kofferraum-Staumaß wuchs um rund 12 Prozent auf 337 Liter nach VDA-Norm.“ Als Limousine und Kombi wurde der Typ B somit zum ersten Kadett, der offiziell als Fünfsitzer galt. (Das Coupé blieb weiterhin nur für vier Personen zugelassen.)

Dem gegenüber hielten sich die Neuerungen in Hinsicht auf die Technik eher in Grenzen:
Der größere Radstand verlieh dem Wagen zwar eine etwas bessere Straßenlage, aber ansonsten blieb beim Fahrwerk alles beim Alten.
Die Bohrung des Basis-Vierzylinders vergrößerten die Opel-Ingenieure um drei Millimeter. Aus nun 1.078 cm³ Hubraum kamen jetzt 45 PS Leistung. Als Alternative war der höher verdichtete 11S Motor mit 55 PS erhältlich.
Der Kadett Typ B war der erste mit 12-Volt-Bordnetz, womit Opel der wachsenden Schar von Stromverbrauchern in den Autos (Radio, heizbare Heckscheibe, ...) Rechnung trug. Ein zeitgenössischer Test dazu: „Sehr begrüßenswert ist die Umstellung auf 12 Volt, so dass von den tonangebenden Marken jetzt nur noch VW, Ford und BMW sich mit 6 Volt in einer gewiss nicht mehr zeitgemäßen Sparsamkeit üben!“ Die Instrumente im Cockpit waren nicht mehr verdrahtet, sondern besaßen eine gedruckte Schaltung.

Im September 1965 war es geschafft...
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Die Sensation auf dem Opel-Stand – wenn nicht die der gesamten IAA 1965 – war allerdings der GT Experimental, der dem staunenden Publikum als fahrbarer Prototyp vorgestellt wurde. Solch ein Auto hatte man von Opel nicht erwartet - Die Resonanz auf den schicken Sportwagen war überwältigend! Hunderte von Kaufverträgen hätte Opel hätte noch während der IAA abschließen können.
Doch die verantwortlichen Herren am Opel-Stand überboten sich mit Dementis: „Nein, nein, abermals nein! Der GT habe keinerlei Chancen auf Serienfertigung. Es sei, sozusagen, ein Hochleistungslabor auf Rädern. Nur gebaut, um die Möglichkeiten des neuen Testzentrums Dudenhofen im Bereich sehr hoher Geschwindigkeiten auszuloten.“ Manche mochten es gar nicht glauben. Das Testzentrum Dudenhofen war zu dem Zeitpunkt übrigens noch im Bau.

Armer Kleiner! Der neue Kadett B stand dagegen ziemlich unbeachtet im Hintergrund, wenngleich vor allem die Wolfsburger angespannt, aber eher grimmig, herüberschauten. Genau so der Rekord B, äußerlich mehr oder weniger eine Überarbeitung der A-Reihe, mit der allerdings eine komplett neu entwickelte Motorengeneration eingeführt wurde. Selbst in den Fernsehberichten des Hessischen Rundfunks und des Zweiten Deutschen Fernsehens reichte es für beide zu kaum mehr als einem kurzen Kameraschwenk und einer Erwähnung „unter ferner liefen“.
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Das Schauspiel wiederholte sich unter ganz ähnlichen Vorzeichen auf dem Automobil-Salon in Turin, wo der Kadett B sein Debüt auf internationalem Parkett gab.
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Mit dem Kadett B nahm bei Opel die sog. Diversifikation in der kompakten Wagenklasse ihren Anfang. Im Unterschied zum Kadett A, wo sie erst nach und nach eingeführt wurden, standen gleich bei Beginn der Fertigung mehrere, sprich vier, Karosserievarianten zur Auswahl: 2-türige Limousine, 4-türige Limousine (erstmals angeboten), Coupé L und 2-türiger Kombi (CarAVan).
Der Kunde hatte die Wahl zwischen Standard- und Luxus-Ausstattungen. Diese beinhaltete unter anderem Teppichboden, elegantere Polster und Verkleidungen, eine Uhr, Stoßstangenhörner sowie Chromleisten an Radläufen und Schwellen oder eine Motorhauben-Fernentriegelung.
Nach Typschlüssel-Nummern stellte sich das Angebot so dar:
  • Typ 31 - zweitürige Limousine Standard
  • Typ 32 - Coupé L („Kiemen-Coupe“). Serienmäßig L-Ausstattung.
  • Typ 34 - zweitüriger Kombi Standard
  • Typ 36 - viertürige Limousine Standard
  • Typ 37 - viertürige Limousine mit L-Ausstattung
  • Typ 38 - zweitürige Limousine mit L-Ausstattung
  • Typ 39 - zweitüriger Kombi mit L-Ausstattung
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Das Design des Coupes, dessen flach abfallendes Heck an die in den USA beliebten Fastback-Modelle erinnerte, erhielt besonderes Lob: „Es signalisiert Kraft und Geschwindigkeit schon, ehe man den Motor vernommen hat“, so die Automobil Illustrierte anfangs 1966. Wegen der drei charakteristischen Lüftungsschlitze in den X-förmigen C-Säulen, die eher hervorgehobenes Stilelement als eine technische Notwendigkeit darstellten, erlangte es alsbald den Spitznamen „Kiemen-Coupé".
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Dazuzurechnen (Typschlüssel-Nummer?) ist noch ein zweitüriger Lieferwagen, der allerdings in Deutschland nicht angeboten wurde. Wohl aber in Skandinavien und möglicherweise in den Benelux-Ländern.
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Wenn wir gerade beim Thema „Sonderkarosserien“ sind...
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Wie zuvor beim A-Modell bot der Karoseriebauer Josef Welsch & Sohn (Mayen / Eifel) alsbald den Umbau des Kadett B zum Cabriolet an. 1970 vernichtete ein Großfeuer Werkstatt und Unterlagen und damit war dieses Angebot beendet. Rund 30 von etwa 50 Kadett Cabrioumbauten sollen auf der Basis des B entstanden sein.
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Ob unter südlichen Palmen oder vor norddeutschem Ziegelfachwerk - ein schickes Auto!
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➔ Im Dezember gab eine Modifikation am Dachhimmel und dessen Befestigung und damit die früheste Bauartänderung am Kadett B.
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Schnell wurde der neue Kadett zum Erfolg: Allein bis Ende 1965 liefen in Bochum mehr als 87.000 Limousinen und 18.200 Caravan von den Fließbändern, die ihn auf den ersten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik rücken ließen.

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Re: Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

Beitrag von TseHa » Sa 1. Aug 2009, 02:28

1966

44,5 Zentimeter Lücke
Seltsames tat sich Mitte der sechziger Jahre. Natürlich gab es die zig Hunderttausenden, die froh waren, nun überhaupt ein Auto anschaffen zu können und mit VW Käfer und Opel Kadett und Co. und mit dem, was sie boten oder auch nicht boten, glücklich und zufrieden waren.
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„Schlecht“ oder „allerhöchstens durchschnittlich“ kann der Kadett B keinesfalls gewesen sein, denn manche, denen man einigen Sachverstand unterstellen darf, wie hier der Automobilklub von Deutschland (AvD), bestellten gleich ganze Flotten. Tatsächlich war er mittlerweile längst ein solider Erfolg im Verkauf, der sich bei weitem nicht auf sein Geburtsland beschränkte.
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RHD in Südafrika - Der Exportanteil 1966 erreichte 50 Prozent! Jede zweite Kadett ging also ins Ausland. Ende 1966 wurde er in 120 Ländern rund um den Erdball angeboten. Und gekauft. Neben seinen vielen guten Eigenschaften trug eine sehr maßvolle Preispolitik sicher entscheidend zu seiner Beliebtheit bei: Der Grundpreis hatte sich gegenüber dem Vorgänger nur um rund 100 Mark verteuert.

Gleichwohl musste Opel bereits 1966, also nach einem Jahr Laufzeit des B-Modells, feststellen, dass immer mehr (potentielle) Kunden am Kadett etwas zu bekritteln fanden. Den einen erschien er nicht groß genug, den anderen nicht repräsentativ genug. Als Zweitürer nicht so familientauglich, als familientauglicher Viertürer nicht sportlich genug, das Coupe durchaus sportlich, aber wenig familientauglich, der Kombi sehr familientauglich, aber zu pomadig etc. etc. etc. Den geplagten Verkäufern bei den Opel-Händlern trat mitunter der kalte Schweiß auf die Stirn, denn denselben Kunden war der nagelneue Rekord C ¹ denn dann doch zu groß und, vor allem, zu teuer.

Inwieweit nun die Mäkeleien am Kadett überhaupt eine Berechtigung hatten, können wir dahingestellt sein lassen. Was schlichtweg zählte, war die Tatsache, dass es sie, trotz des vorhandenen, variantenreichen Angebots und zwar zunehmend, gab! Beim Käfer stellten sich solche Fragen erst gar nicht, aber ganz offensichtlich war der Käfer-Kunde ein ganz anderer als der Kadett-Kunde. Und der stellte immer weiter auseinanderstrebende und steigende Ansprüche. Opel in der Zwickmühle, denn bei genauer Analyse wurde rasch klar, dass im Prinzip eine komplett neue Baureihe hermusste, größen- und preismäßig zwischen Kadett und Rekord angesiedelt, um diesen Erwartungen gerecht zu werden. Allerdings war auch sehr schnell durchkalkuliert, dass eine solche, schon aus Kapazitätsgründen, vor 1970 praktisch nicht machbar war.

Um sich zunächst einmal Luft zu verschaffen, ging Opel daran, das Angebot beim Kadett B zum Modelljahr 1968 um mehrere, zusätzliche Karosserievarianten zu erweiterten.


Die konkreten Änderungen zum Modelljahr 1967: ²
  • Innenspiegel jetzt schwarz mit silbernem Sockel. (Chrom-Innenspiegel)
  • Armaturenbrett oben und unten gepolstert. (Armaturenbrett nur oben gepolstert.)
  • Schwarzer Deckel (Hupenknopf) auf der Lenkradnabe. (Silbriger Deckel.)
  • Zwei unter der Stoßstange angebrachte Rückfahrscheinwerfer für alle Modelle. (Beim „L“ ein Rückfahrscheinwerfer mittig unter der hinteren Stoßstange; für Basismodell nur als Sonderausstattung bestellbar.)
In Klammern die Ausführung des vorausgegangenen Modelljahrs 1966.
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Es gab aber auch freudige Ereignisse in Jahre 1966! Am 11. Oktober rollte als 1.000.000ster Opel-Kadett ein rallyerotes Kiemen-Coupe vom Band! Präsenzpflicht für die Vorstandsriege.

War das nun aus berechtigter Freude über das mit dem Kadett B Erreichte oder quasi eine Soforthilfemaßnahme, um dem Kadett-Programm noch mehr an Attraktivität zu geben?
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Im November 1966 brachte Opel das Coupe L als „Rallye“ mit auffälligem, schwarzem Trimm und dem neu entwickeltem Motor 11SR mit Zwei-Vergaser-Anlage in den Handel. Dieser 60 PS starke Motor brachte seinerzeit einen erheblichen Leistungszuwachs.
Anfangs erschien das optisch markante Coupe mit seiner mattschwarzen Motorhaube (zur Einschränkung von Lichtreflexionen), den Zierstreifen und mattschwarz lackierten Türschwellern vielen als gewöhnungsbedürftig, manchen gar als zu aggressiv, doch später geriet die Lackierung zu einem regelrechten Markenzeichen. Äußerlich zu erkennen war er auch an den zusätzlichen Halogen-Fernscheinwerfern. Mit dem Rallye-Kadett besetzte Opel erfolgreich eine Nische. Der Rallye machte vielen einen erschwinglichen Einstieg in den Motorsport möglich.
Die Innenausstattung war ebenfalls dunkel bzw. schwarz gehalten: Kunstledersitze, Himmel, Sonnenblenden usw. Weitere Ausstattungsmerkmale waren Sportlenkrad, Dreipunkt-Sicherheitsgurte vorn, Drehstromlichtmaschine, Gürtelreifen Dimension 155 / 13 und Zusatzinstrumente. Rechts neben dem Tacho befand sich anstelle der großen Uhr ein Drehzahlmesser. Die Uhr in kleinerer Version war zusammen mit Öldruckmesser und Amperemeter in einer zusätzlichen Mittelkonsole untergebracht.
Wer auf Understatement Wert legte, bekam den Rallye auf Wunsch ohne mattierte Haube und Seitenstreifen geliefert. Die schwarzen Schweller und die spezielle Innenausstattung blieben aber auch bei dieser Ausführung. Von dieser Möglichkeit machten aber nur sehr wenige Kunden, um die 3 Prozent, Gebrauch.
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Die Kehrseite: Der Kadett Rallye war ein ungemein flotter Wagen. So flott, dass seine Fahrleistungen so manchen Fahrer glatt überforderten. Denn außer der Bereifung bekam er nichts zur Verbesserung der Straßenlage mit. Eine Automobilzeitschrift beschrieb ihn als „das Auto, das schneller ist als sein Fahrwerk“ und wenig sensible Gemüter hefteten ihm den Namen „schwarzer Sarg“ an.
_____

  • ¹ Nebenbei - vergleichbare Phänomene gab es auch beim Rekord selbst! Dort führte der Wunsch, das 6-Zylinder-Prestige auch äußerlich für jedermann unübersehbar zu machen, zur Einführung der Commodore-Reihe!
    ² Bei den mitgeteilten Bauartänderung ist zu beachten, dass gerade beim Kadett B immer wieder „Übergangsmodelle“ vorkommen. Dies liegt daran, dass manche Änderungen zu einem bestimmten neuen Modelljahr zur Umsetzung anstanden und auch bereits in Prospekten u.a. zu sehen waren, aber in der Fertigung zunächst noch die vorhandenen Restbestände verarbeitet wurden. Im Zweifelsfall gehört ein solcher Wagen in der Regel zum jeweils jüngeren Modelljahr.
    In Einzelfällen wurden allerdings auch neue, geänderte Teile quasi „vorzeitig“ in die Serie eingeführt. Außerdem gab es Änderungen, die zeitlich nicht mit dem Wechsel der Modelljahre zusammenfielen.

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Re: Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

Beitrag von TseHa » Sa 1. Aug 2009, 22:17

1967

➔ Bei allen Modellen kam ab Februar statt der Vierrad-Öldruckbremse eine spürbar wirksamere Zweikreis-Bremsanlage zum Einbau. Der Bremskraftverstärker blieb aber aufpreispflichtig.
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Änderungen zum Modelljahr 1968:
  • Sicherheits-Lenksäule mit Dreispeichen-Lenkrad und Prallplatte; Lenkrad schwarz glänzend.
  • Armaturenbrett fast vollständig gepolstert.
  • 2 Schlitze als Lüftungseinlass in der Front unterhalb des Kühlergrills.
  • Größere Rückleuchten. (Nicht beim CarAVan!)
  • Bei den Motoren gibt es mit dem 15S mit 65 PS (nur für Exportmodelle) und dem 17S mit 75 PS erstmals CIH-Ausführungen für den Kadett.
  • Schraubengefederte Hinterachse mit Panhard-Stab statt blattgefederter Zentralgelenk-Hinterachse.
Der Insassenschutz bekam generell wegen der damals jährlich steigenden Unfallzahlen allmählich eine größere Aufmerksamkeit. Befestigungspunkte für Sicherheitsgurte waren in allen Kadett B ohnehin schon vorhanden.
Die wichtigste Veränderung war aber der Ersatz der noch aus dem Vormodell Kadett A stammenden,Hinterachse, der dem Wagen eine deutlich bessere Straßenlage verlieh. Das erste Fahrzeug mit diesen Verbesserungen hatte die Fahrgestellnummer 1234068. Im Teilekatalog ergab sich daraus die berühmt gewordene Unterscheidung zwischen „bis Fg.-Nr. 1234067“ und „ab Fg.-Nr. 1234068“. Oder kurz: Zwischen Bis-Modell und Ab-Modell.

Von noch größerer Bedeutung und Tragweite waren aber die modellpolitischen Neuerungen, mit denen Opel hoffte, den Kadett aus der oben dargestellten Kritik zu bekommen. Dabei wurde der Kadett B selbst um vier neue Karosserieausführungen reicher:
  • Typ 33 - fünftüriger Kombi
  • Typ 35 - fünftüriger Kombi mit L-Ausstattung
  • Typ 91 - zweitürige Schrägheck-Limousine LS; L-Ausstattung
  • Typ 92 - Coupe F. Bis 1970 als Coupe LS verkauft.
  • Typ 96 - viertürige Schrägheck-Limousine LS; L-Ausstattung
(Wir zählen Typ 33/35 nur einfach.)
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Die Lücke zum Rekord sollte künftig die ebenfalls ab August gebaute, neue Modellreihe Olympia A schließen, auffallend durch die geänderte Frontpartie, mit mehr Zierrat versehen und deutlich vornehmer ausgestattet als der Kadett B.
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Er erschien als:
  • Typ 97 - viertürige Schrägheck-Limousine; entspricht Typ 96.
  • Typ 98 - zweitürige Schrägheck-Limousine; entspricht Typ 91.
  • Typ 99 – Coupe; entspricht Typ 92.
Damit strebte beim Kadett B die Diversifikation (oder Modellvielfalt) ihrem einsamen, im Opel-Programm nie und sonstwo wohl kaum wieder erreichten Höhepunkt zu. 2- und 4-türige Limousine, jeweils mit Stufen- oder Schrägheck, 2 Coupes, jeweils auch als sportliches Modell Rallye, 2- und 4-türiger Kombi - und dazu Wahlmöglichkeiten zwischen Standard- und Luxus-Ausstattungen und zwischen fünf Motoren von 45 bis 90 PS Leistung. Zählt man alle möglichen Kombinationen in dieser Baureihe durch, so standen im Herbst 1967 vor dem abwägenden Kaufinteressenten in Deutschland insgesamt 28 Kadett- und 9 besonders luxuriöse Olympia-Versionen zur Auswahl!
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Da soll nur streifend darauf hingewiesen werden, dass es, beginnend bei RHD-Ausführungen, für den Export in verschiedene Länder oder Regionen etliche weitere Karosserie-, Ausstattungs- und Motor-Varianten gab! So z.B. den Typ 95 - Coupe. Eine Mischung aus Typ 92 und 99, die nur für den US-Export bestimmt war.

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Eher eine Sache der Automode: Mit dem Modelljahr 1968 entfielen die bislang angebotenen Zweifarb-Lackierungen mit farblich abgesetztem Dach. (Bilder gesucht!) Dafür konnte man sich seinen Kadettilac nunmehr mit Kunstleder beziehen lassen. Dies galt einschränkend, soweit derzeit bekannt, nicht für die Kombis und den Rallye.
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Beim Coupe wirkte die gestufte Linienführung unten an der C-Säule nicht völlig harmonisch.

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Ab September 1967 gab es als weiteres Glanzlicht das Coupe F (oder LS) parallel zum Coupe L als Rallye-Kadett. Der neue Rallye ließ aufhorchen, denn außer einem modifizierten Fahrwerk bekam er, als erster Wagen in seiner Klasse, einen besonders starkem Motor mit annähernd 2 Litern Hubraum: Opel spendierte ihm den 90 PS starken 1,9-Liter-CIH-Vierzylinder aus dem Rekord-Programm, der das damit ausgestattete Coupe auf bis zu 170 km/h beschleunigte.
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Damit wurde der Kadett Rallye zum volltauglichen Rallyegerät. Auf seine Rolle im Motorsport gehen wir aber noch gesondert ein.

Für die, die zwar Rallye-Optik am Auto haben, aber doch nicht ganz so schnell fahren wollten, wurde das Coupé F als Rallye-Kadett auch mit dem Motor 11SR (60 PS) angeboten. Der entfiel ab August 1971 wegen geänderter Abgasbestimmungen und wurde durch den Motor 12S mit gleicher Leistung ersetzt.
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Opel Kadett. Das Auto.
Alles gesagt - Eine Werbeaussage wie ein Kinnhaken! Der Feldzug gegen VW ging also unvermindert fort. Und nach der bedeutenden Erweiterung des Kadett-Angebotes offenbar mit breiter Brust.
Genau so offenbar befand man diesen Werbespruch für so gut, dass er, wie die geheimen Entwicklungsunterlagen vom Astra, später in Wolfsburg wieder auftauchen sollte.

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Re: Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

Beitrag von TseHa » Sa 1. Aug 2009, 22:17

1968

Wie gesagt, Opel hoffte, mit den Anstrengungen des Jahres 1967, den Kadett aus der Kritik zu bekommen und mit dem Olympia A die Lücke zum Rekord zu schließen. Dass besonders das Letztere - zumindest auf längere Sicht - wenig gelingen konnte, dürfte den Verantwortlichen nur zu klar bewusst gewesen sein. Die damalige Pressemappe zum Olympia verriet es: „Der Olympia ist die konsequente Anwendung der erfolgreichen Kadett-Konzeption nach oben. Bei gleich kompakten Außenabmessungen überzeugt der Olympia durch hohe Fahrleistungen und einen außergewöhnlichen Ausstattungs- und Fahrkomfort.“ Aha! Ein „Edel-Kadett“ also, aber nicht größer, nicht geräumiger als dieser selbst.
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Nicht, dass man bei Opel untätig gewesen wäre... Was man brauchte, war einfach Zeit!
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Strategisch setzte Opel um 1967/68 auf die nächste Modellreihe des Kadett, die, so war's geplant, ab Sommer 1970 vom Band laufen sollte.
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Die Bilder der Studien und Prototypen zeigen, was geplant war: Größer, geräumiger, sportiver als sein Vorgänger sollte der Kadett C werden!
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Doch dann kam alles anders! Robert „Bob“ Lutz, damals ein stürmisch nach oben drängender junger Manager im Verkauf, setzte endlich seine Argumentation durch, dass ein vergrößerter Kadett das Problem nicht wirklich lösen würde und erstritt die Einführung eines eigenständigen, neuen Modells, um die Lücke zwischen den Modellreihen Kadett und Rekord zu schließen. Die bereits geleisteten Vorarbeiten übertrug man auf das Projekt 1450. Parallel arbeitete man am Projekt 1450’’, einem Sport-Coupe. In der Folge wurde der Kadett C auf 1973 verschoben.

Andererseits bescherte dies dem Kadett B eine (ebenso ungeplante) Verlängerung der Bauzeit, denn nun musste er ja drei Jahre länger bis zum Erscheinen des Kadett C „durchhalten“.
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Rainer Günzler (1927 - 1977), bekannter und beliebter Moderator des Aktuellen Sportstudios. Legendär wurde sein „Interview“ am 21. Juni 1969 mit dem Boxer Norbert Grupe, der sich Prinz Wilhelm von Homburg nannte. Grupe antwortete nach der zweiten auf keine Frage mehr, sondern grinste nur noch blöde vor sich hin.
Günzler war auch als Fahrer und Sprecher des vielbeachteten Autotests im Rahmen des ZDF-Sportspiegels tätig. Er war in den 1950er und 1960er Jahren selbst im Motorsport aktiv, zusammen mit Grö0en wie z.B. Karl Kling, Hans Herrmann oder Paul Frère. Seinem Urteil im Autotest, verfolgt von einem Millionenpublikum, kam daher einige Bedeutung zu. Im Frühjahr holte Günzler den Kadett B zum Test.
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Kandidat, hier beim klaglos bestandenen Kältetest, war eine 2-türige Limousine in Normalausstattung mit 55PS-Motor 11S. Als Sonderausrüstung hatte er die stärkere Drehstrom-Lichtmaschine, Bremskraftverstärker und vordere Scheibenbremsen. Diese von Günzler sehr empfohlenen Zutaten erhöhten den Grundpreis von 5.962 Mark um 285 Mark.
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Beim Seitenwindtest (bei 100 km/h ohne Gegenlenken) machte der Kadett Jagd auf die Hütchen. Aber alles beherrschbar!
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Und so fand Günzler nach über 2000 zurückgelegten Kilometern denn auch überwiegend viele positive und lobenswerte Züge am Testkandidaten. Freilich, Kritik musste sein und gab es auch. Ganz entzückend, wie er sich über den ungünstig angeordneten Aschenbecher aufregte – Die Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen der Autohersteller seien wohl allesamt Nichtraucher!
Dem aufmerksamen Beobachter und Zuhörer musste aber auffallen, dass sich Günzler teilweise selbst ein wenig widersprach. Die zuvor sehr gelobte Lenkung z.B. wurde in seinem Fazit im Zusammenhang mit Fahrwerk und Motoren „als weiterer Kultivierung bedürftig“ charakterisiert.
Dieses herrliche zeitgenössische Dokument ist unschwer auf youtube.com zu finden!

➔ Kurz vor den Werksferien wurden im Juni die bislang angeschweißten vorderen Kotflügel durch angeschraubte ersetzt. Dies vereinfachte etwaige Reparaturen.

Die allgemeinen Änderungen zum Modelljahr 1969:
  • Lenkrad jetzt mattschwarz.
  • Neuer Innenspiegel.
  • Sitzlehnenverstellung mit Rad statt mit Hebel.
Familienzuwachs
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Am 12. September 1968 lief in Bochum der erste GT aus der Serienfertigung vom Band. Der Kadett B spendierte dem rund 900 Kilogramm leichten Sportcoupe das Fahrwerk und dem Basismodell GT 1100 den 1,1-Liter-Vierzylindermotor mit 60 PS.
Da das Presswerk im Werk I in BO-Laer mit der Fertigung der Karosserien des Kadetts bzw. Olympias ausgelastet war, ließ Opel die GT-Karosserien in Frankreich von der Firma Brissoneau & Lotz unweit von Paris herstellen. Von dort reisten sie mit der Eisenbahn nach Bochum, wo sie in der Laerer Endmontagehalle auf die im Werk II in BO-Langendreer hergestellten Fahrgestelle gesetzt wurden.
Der günstigste GT kostete seinerzeit 10.767 Mark, während ein sehr gut ausgestatteter Kadett B bereits für 7.825 Mark zu haben war.

Ab November 1968 war der Kadett für 800 Mark Aufpreis auch mit einem Automatikgetriebe lieferbar. Produziert wurde es im GM-Getriebewerk Straßburg / Elsaß. Die Dreistufen-Wandler-Automatik - kurz Straßburg-Getriebe genannt - war zunächst nur mit den leistungsstärkeren 1,7- und 1,9-Liter-Motoren kombinierbar, aber schon im Jahr darauf konnten auch Käufer des 1,1-Liter-Kadett mit 60 PS auf manuelles Schalten verzichten.

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Re: Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

Beitrag von TseHa » Sa 1. Aug 2009, 22:18

1969
KadB_W69.jpg
Noch eine wunderschöne Werbeanzeige aus den späten Sechzigern mit zarter Poesie. Wem der Kadett das gefühlvolle Gedicht widmete? Dreimal dürft Ihr raten!
KadB_4t_1,7M.jpg
Flaggenparade auf dem vorderen Kotflügel. Der Kadett war international ein gefragtes Auto. Zu welchem Anlass der 1.700.000. so dekoriert wurde, ist leider nicht bekannt. Möglich erscheint der Genfer Automobil-Salon.

Änderungen zum Modelljahr 1970:
  • Armaturenbrett vollständig schwarz (bisher schwarz / silbern).
  • Eckige, eingesteckte Kleiderhaken statt der bisher runden, angeschraubten.
  • Keine Schriftzüge mehr an den Kotflügeln.
69_KadB_CF-1.jpg
Coupe F - Mj. 1970
KadB_VDA1.jpg
Kleine Rarität: VDA-Typenblatt zum Kadett B LS aus 1969
KadB_VDA2.jpg
1970

Streichkonzert
Im Juli stellte Opel den Bau des 1967 vom Kadett abgeleiteten Olympia A ein. Eingeschoben zwischen die Modellreihen Kadett und Rekord hatte er es nur auf die nicht sehr befriedigende Anzahl von 80.637 Stück gebracht. Grund war selbstverständlich die bevorstehende Markteinführung des Ascona A, dem der Lückenschluss ungleich besser gelingen sollte.
69_CL-1.jpg
Auch beim Kadett B setzte Opel den Rotstift an und strich im Sommer 1970 das Angebot an lieferbaren Karosserievarianten erheblich zusammen. Es entfielen die 2- und 4-türige LS-Limousine mit Schrägheck, das Coupe L („Kiemen-Coupe“) und der 4-türige Caravan. Damit war das Kadett-Angebot an Karosserien - mehr oder weniger - auf den Stand vom Sommer 1967 zurückgeschraubt. Zwischen den folgenden Varianten konnte fortan noch (oder wieder) gewählt werden: 2- und 4-türige Limousine mit klassischem Stufenheck, Coupé F und 2-türiger Caravan.
KadB_V3.jpg
Auffallend ist, dass von dieser Entscheidung auch die recht modern anmutenden Schrägheck-Limousinen betroffen waren. Vermutlich waren aus Opel-Sicht nach dem Wegfall des Schwestermodells Olympia A mit diesen Karosserievarianten keine wirtschaftlichen Stückzahlen mehr zu erreichen. Wohl in der zu großen Nähe zum entsprechenden Ableger des Ascona dürfte die Aufgabe der 4-türigen Caravans begründet sein.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass diesem „Streichkonzert“ auch der erst 1969 erschienene Kapitän B anheim fiel.

Änderungen zum Modelljahr 1971:
  • Neuer Schriftzug am Heck
  • Drehknopf zum Öffnen für das Handschuhfach.
  • Die CIH-Motoren 15S mit 65 PS (nur für Exportmodelle) und 17S mit 75 PS entfallen ab 08/1970 ersatzlos.

Mit dem Modelljahr 1971 begann für den Kadett B sozusagen die Nachspielzeit, denn sein geplanter Nachfolger erschien ja nun als neue Modellreihe Ascona A, während der Kadett C auf 1973 verschoben war. Für vordringlicher galt offenbar die Ablösung des Mittelklassemodells Rekord C, die Opel 1972 vollzog.
Überaltert kann man den Kadett B 1970 sicher nicht nennen, aber - besonders vom Design her - war er auch nicht mehr der frischeste. Das Coke-Bottle-Design der sechziger Jahre hatte sich weitestgehend überlebt. Opel war damit (Kadett, Rekord, GT) ungemein erfolgreich. Andere Hersteller, z.B. Ford, erlebten damit einen Reinfall.

Großartige Neuerungen und Änderungen gab es nun nicht mehr. Dennoch: Grund zu übergroßer Besorgnis bestand für Opel nicht, denn Hauptkonkurrent VW baute in seiner Klasse immer noch treu und brav den Käfer, auch wenn der seine größten Erfolge mittlerweile nur noch im Ausland feierte. Freilich war zu erwarten, dass die Verkaufszahlen des Kadett B während der um drei Jahre längeren Bauzeit allmählich zurückgehen würden. Um dem entgegen zu steuern, erschienen in diesem Abschnitt noch einige bemerkenswerte Sondermodelle.

Diese werden im Folgenden zunächst summarisch gelistet und dann in einem eigenen Abschnitt genauer vorgestellt.

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Re: Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

Beitrag von TseHa » Sa 1. Aug 2009, 22:20

1971
71_2t-Pol.jpg
LZ Baujahr 1971, Modelljahr 1971. Der Opel Kadett B brachte es sogar zum Sonderfahrzeug. Diesen Streifenwagen im Anstrich der Verkehrspolizei beschaffte die Stadtpolizei Marburg. Der Wagen hat den Motor 11S mit 55 PS und ist mit Automatikgetriebe ausgestattet. Die Sonderausrüstung besteht aus Blaulicht, Martinshorn, Funkgerät und Dachlautsprecher. - Heute als Museumsfahrzeug in der Obhut des PMC Marburg.

Sondermodell Kadett Sprint
Ab ??/1971 gab es „halboffiziell“ auf der Basis des Rallye-Kadett diese besonders leistungsstarke Variante mit Motor 19H (106 PS) vom Rekord C Sprint. Dieser 19H (H für „Hochleistung“) war ursprünglich eine Entwicklung von Irmscher.

Änderungen zum Modelljahr 1972:
  • Schwarzer Kühlergrill.
  • Schwarze Wischerarme.
  • L-Ausstattung mit holzfurniertem Instrumententräger.
  • Die Motoren 11N (45 PS) und 11S (55 PS) entfallen 08/1971. Als gemeinsamer Ersatz kommt ab 09/1971 der 11N mit 50 PS.
  • Der 11SR (60 PS) enfällt ebenfalls 08/1971 und wird durch den 12S (ebenfalls 60 PS) ab 09/1971 ersetzt.)
71_KadB_4t-1.jpg
LVL Baujahr 1971, Modelljahr 1972.
71_KadB_4t-1a.jpg
Mit den Änderungen am Motorenprogramm reagierte Opel vorzeitig auf geänderte Abgasvorschriften. Gleichzeitig erfolgte damit eine weitere Straffung: Für die „normalen“ Modelle gab es bis zum Ende der Bauzeit nur noch die OHV-Motoren 11N und 11S, während die CIH-Motoren 19S dem Rallye bzw. 19HL dem Sprint vorbehalten blieben.

Sondermodell Kadett XE / Kadett Preisboxer)
Der XE war ein Sparmodell des Typs 31. In Deutschland wurde er im Rahmen von zwei Sonderaktionen angeboten. Bei der zweiten Aktion 1971/72 trug er den Namen „Preisboxer“.


1972

Ab ??/1972 gab es - nur für den Export - das „Sparmotörchen“ 10N mit 40 PS.

Sondermodell Kadett Holiday
Der Kadett Holiday wurde von 05/1972 bis 08/1973 zeitgleich mit Ascona A und Manta A in Holiday-Ausführung angeboten.
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Änderungen zum Modelljahr 1973:
  • Kunststoff-Einstiegsleisten.
  • Schwarzer Deckel auf Scheibenwaschdüse.
Sondermodell Kadett Grand Prix
Der Grand Prix präsentierte sich im Modelljahr 1973 als vor allem innerlich aufgewertete zweitürige Standard-Limousine (Typ 31).

Sondermodell Kadett Festival
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Der Kadett Festival basierte auf dem Typ 38, der zweitürigen Limousine mit L-Ausstattung bzw. dem Typ 92 - Coupe F und darf als die luxuriöseste Ausführung des Kadett überhaupt gelten.

1973

Sondermodell Kadett Sport
Der Sport war eine mit sportlichen Extras aufgewertete zweitürige Standard-Limousine, entsprach also dem Typ 31. Seine an den Rallye-Kadett angelehnte „Kriegsbemalung“ machte ihn diesem optisch recht ähnlich.


Der Kadett B brachte es auf eine ungewöhnlich lange Bauzeit von acht Jahren, auch wenn dies so von Beginn an nicht geplant war. Bis zum Ende der Fertigung im Juli 1973 erreichte er insgesamt 2.610.650 Ausführungen - die höchste Stückzahl, die bis dahin ein Opel-Wagen verbuchen konnte!
Der Kadett B erwies sich nicht nur als dauerhaft. Er marschierte auf den ersten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik und, von neueren Modellen der Konkurrenz zeitweise verdrängt, eroberte er ihn sogar mehrmals zurück. Wenn das kein untrüglicher Beweis für seine Güte ist, ...

73_2t-07.jpg
Im September 1973 trat in fünfter Generation der Kadett C seine Nachfolge an!

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TseHa
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Re: Kleine Typenkunde — Kadett B (1965 - 1973)

Beitrag von TseHa » Mi 5. Aug 2009, 11:32

Sondermodelle

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Sehr nett anzuschauen, aber vorbildwidrig lackiert und dekoriert. Nun, der naheliegende Gedanke, dann könne es sich um ein Minichamps-Modell handeln, ist falsch - hier hat ein finnischer Opel-Freund seinen Kadettilac nach persönlichen Wunschvorstellungen gehübscht. Tatsache ist: Den nützlichen Kombinationswagen hat Opel in der gesamten Bauzeit der B-Reihe kein Sondermodell gewidmet!


Ascona 1700
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Der Ascona 1700 war ein 4-türiger Kadett B Standard des Typs 36. Er wurde ausschließlich in der Schweiz angeboten. Mit der 1970 eingeführten Opel-Baureihe Ascona hat er außer der Namensgebung nach dem mondänen Ferienort am Lago Maggiore nichts gemein. Der Ascona 1700 dürfte zeitlich das erste und mit der Bauzeit von 1965 bis 1973 auch das dauerhafteste Kadett-Sondermodell gewesen sein.
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Die ersten vier Exemplare wurden im Opel-Werk Bochum montiert. Alle weiteren reisten ckd in großen Holzkisten in die Schweiz, um im GM-Montagewerk Biel zusammengebaut zu werden. Glanzstück des Wagens war der funkelnagelneue CIH-Motor 17S mit 75 PS, mit dem Rekord B gerade erst eingeführt. Hier waren so viele PS im Kadett B erst ab 09/1967 zu bekommen.
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Abweichend von der Standard-Ausstattung wies der Ascona 1700 eine modifizierte, mit einigen Elementen der Luxus-Ausführung verbesserte Innenausstattung auf. So fanden sich u.a. anstelle des bei Standardausführungen üblichen Gummibodenbelages ein Bodenteppich und Aschenbecher in den hinteren Türen vor.
Äußerlich machten erhabene Ascona-Schriftleisten, die aus Kunststoff mit einem dünnen Metallüberzug bestanden, sowie 1700-Schriftzüge den eidgenössischen Sonder-Kadett unverwechselbar. Die Leisten waren an den Kotflügeln, am Kofferraumdeckel und innen auf dem Handschuhkastendeckel angebracht; auf den C-Säulen befanden sich die 1700-Schriftzüge. Weiteres hervorstechendes Merkmal waren die seitlichen Zierleisten aus Edelstahl mit Gummieinlagen. Diese Zierleisten verliefen knapp oberhalb der Unterkante auf den Türen zwischen den Radkästen und, fast auf ganzer Wagenlänge durchlaufend, auf dem Karosserieknick unterhalb der Türgriffe angebracht. An keinem anderen Kadett B hat es Ähnliches gegeben. Zu guter Letzt war der Ascona 1700 mit Stoßstangenhörnern bestückt.
Als Ascona 1700 entstanden insgesamt 2560 Fahrzeuge.


Kadett Brabham
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Das wohl erste Sondermodell des Kadett B auf dem deutschen Markt kam nicht von Opel selbst, sondern entstand 1966 durch eine Zusammenarbeit des Autohauses Dechent in Saarbrücken mit dem Sportwagenkonstrukteur, dreimaligen Formel-1-Weltmeister und Rennstallbesitzer Jack Brabham. Brabham zeichnete für die Änderungen am Fahrwerk und zur Steigerung der Motorleistung (z.B. ein SU-Doppelvergaser) verantwortlich.
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Der Kadett Brabham war in erster Linie für sportliche Zwecke gedacht und sollte sich durchaus mit den Produkten der Tuner Irmscher und Steinmetz messen. Dechent hatte den exklusiven Vertrieb inne.
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Änderungen gab es auch an der Optik; am auffälligsten waren die Doppelscheinwerfer.
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Die Kölner Firma Ernst Deutsch führte einen Cabrio-Umbau durch. Es blieb bei einem Einzelstück.
Allzu erfolgreich waren die recht teuren und als störanfällig beschriebenen Fahrzeuge weder im Rennsport noch im Verkauf an private Kunden. Bereits 1967 wurde das Projekt aufgegeben; es gab sie ausschließlich als Bis-Modelle.


Kadett Export (USA)
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Invasion aus Rüsselsheim - Ab November 1965 bis Herbst 1972 wurde der Kadett B über ausgewählte Buick-Händler auch in den USA angeboten. „The Mini-Brute“ – so die Werbung, in der jahrelang Elefanten als Sinnbild für Stärke mitspielten – verkaufte sich ausgezeichnet: Insgesamt wurden vom Buick Opel Kadett in den USA rund 430.000 Stück, also über 16 % der gesamten Fertigung abgesetzt.
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Die Export-Modelle für die USA unterschieden sich zunächst wenig von den hiesigen Modellen. Bei den Bis-Modellen gab es z.B. spezielle runde Reflektoren neben den Blinkern im unteren Luftleitblech, Warnblinkanlage und andere Gehäuse für den Luftfilter.
Während die äußerlichen Veränderungen am Kadett zum Modelljahr 1968 hier sehr geringfügig ausfielen, bekamen die Export-Modelle für die USA ein grundlegende Überarbeitung. Sichtbarstes Merkmal war die dem Olympia A täuschend ähnliche Front, obwohl sich sowohl Kühlergrill als auch Lampenzierringe in Details von denen des Olympia unterschieden. Neu waren auch die „sealed beam“ Scheinwerfer. Den Motor 19S, in Deutschland dem Coupe Rallye vorbehalten, gab es im USA-Export für alle Modellevarianten.
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In den letzten Baujahren erhielten die Buick Kadett noch größere Heckleuchten, die seitlich weiter in die Seitenwände hineinragten.
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Nach den Werksferien 1967 wurde das Kiemen-Coupe in den USA nicht mehr angeboten. Das nun für den US-Export bestimmte Coupe F bekam als Typ 95 eine eigene Schlüsselnummer. Es stellte im Grunde eine Kreuzung zwischen Typ 92 (Kadett) und Typ 99 (Olympia) dar.
Die Amerikaner bevorzugten eindeutig das schicke Coupe und den praktischen Kombi, während die Limousinen nur wenig beliebt waren. Der Viertürer wurde deshalb in den USA nur sporadisch angeboten, nämlich nach den Modelljahren 1966/67 nochmals 1971/72.
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Einige der über Rotterdam exportierten US-Kadetten scheinen in den Benelux-Ländern hängen geblieben oder dorthin zurückgelangt zu sein. Die Ähnlichkeit mit dem Olympia führte zu der hier und da zu hörenden irrigen Ansicht, es habe den Olympia auch als Kombi gegeben.


Kadett Export (Südafrika)
Die Wagen lieferte Opel als CKD-Fertigung an General Motors South Africa in Port Elizabeth (Provinz Ostkap), wo sie im Montagewerk Aloes P.E. zusammengesetzt wurden. Beim Bis-Modell fallen äußerlich vorne und hinten jeweils zwei kleine runde Reflektoren neben den Blinkern auf.
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Technisch unterschied sich dieses Exportmodell selbstredend durch Rechtslenkung und vor allem durch Motor und Getriebe von den übrigen Modellen. Der zunächst ausschließlich lieferbare Motor mit 1057 cm³ Hubraum stammte aus dem Vauxhall Viva. Das Getriebe war ebenso eine Konstruktion von Vauxhall mit einem speziell angepassten Getriebetunnel. Zu dem recht kleinen Motor wartete es mit einer Sportschaltung auf.


Kadett Rallye
Der Rallye erschien im November 1966 als sportliche Version des Coupe L mit schwarzem Trimm und dem neu entwickelten, 60 PS starken Motor 11SR. Als ständiges Sondermodell blieb der Rallye bis zum Ende der Bauzeit 1973 im Angebot.
Ab September 1967 gab es das Coupe L parallel zum neuen Coupe F (LS) als Rallye. Opel stattete beide mit dem 90 PS starken 1,9-Liter-CIH-Vierzylinder aus dem Rekord-Programm aus. Damit wurde der Wagen zum überaus erfolgreichen Motorsportfahrzeug. 1970 schied der Typ 32, das „Kiemen-Coupe“, aus der Fertigung aus, während der Typ 92, das Coupe F, weiterhin gefertigt wurde. Der Motor 11SR wurde 1971 durch den gleichstarken 12S ersetzt. Ab 1971 gab es die nochmals leistungsgesteigerte Rallye-Variante „Sprint“.
Heute in der Opel-Sammlung: Der Wagen des schwedischen Teams Anders Kulläng / Bruno Berglund.
Heute in der Opel-Sammlung: Der Wagen des schwedischen Teams Anders Kulläng / Bruno Berglund.
Vom Kadett Coupe L und Coupe F (LS) wurden insgesamt 103.633 Einheiten als Rallye ausgeführt.


Kadett Special
Diese Ausführung der zweitürigen Standard-Limousine Typ 31 ging ausschließlich in den europäischen Export. Den Special gab es in Dänemark, in den Beneluxländern und in der Schweiz. Für die einzelnen Länder sind unterschiedliche Dekorationen bekannt:
  • Beim dänischen Special war als besonderes Kennzeichen die Motorhaube wie beim Rallye in Segmenten mattschwarz lackiert - eine bei den Limousinen sonst nur beim späten Sondermodell „Sport“ nochmals ausgeführte Variation.
  • Der Special in den Beneluxländern aus den Niederlanden trug den Schriftzug „Special“ auf schwarzen Grund nur am Heck.
  • Der Special aus der Schweiz zeigte den Schriftzug auf rotem Grund sowohl am Heck als auch auf der Motorhaube vorne links angebracht. Von der Schweiz aus wurden diese Modelle auch nach Italien weiterexportiert.

Kadett XE (Preisboxer)
Der XE (abgeleitet vom Wort „Export“) war ein Sparmodell des Typs 31, zweitürige Limousine Standard, mit einfachster Ausstattung, das praktisch auf alles verzichtete, was zwar technisch nicht nötig ist, um mit einem Auto von A nach B zu fahren, dieses aber etwas angenehmer machen kann.
In Europa bildete der XE jahrelang ein Kernstück im Angebot. Auf dem anspruchsvolleren Markt in Deutschland wurde er nur in zwei Sonderaktionen angeboten. Bei der zweiten Aktion 1971/72 trug er, gemeinsam mit einer entsprechenden Ausgabe des Rekord C, den werbewirksamen Namen „Preisboxer“.


Kadett Sprint
Ab ??/1971 gab es auf der Basis des Rallye-Kadett eine besonders leistungsstarke Variante, den Kadett Sprint, der damals wie heute wenig bekannt war. Seitens Opel tauchte er in keinem Prospekt und in keiner Preisliste zum Kadett B auf, konnte aber bei jedem Opel-Händler problemlos bestellt werden. Sofern man denn von ihm wusste.
Das Herzstück des besonders für Sportzwecke entwickelten Fahrzeugs bildete der 1,9-Liter-Motor 19HL (HL für Hochleistung), der mittels zweier Doppel-Fallstromvergaser Weber 40 DFO 106 PS lieferte. Dieser Motor stammte vom ab November 1967 produzierten Rekord C Sprint. Der Kadett Sprint wurde in mehreren kleinen Serien bei Opel aufgelegt, wenn jeweils genug Bestellungen vorlagen. Neben zahlreichem Sportzubehör üblicher Art war auf Wunsch sogar ein 5-Gang-Getriebe lieferbar.
Bei Steinmetz konnte der Sprint ebenfalls geordert werden. Dort hielt man sogar ein speziell gedrucktes Prospektblatt bereit. Als Preis verlangte Steinmetz das runde Sümmchen von 10.000 DM.


Kadett Holiday
Der Kadett Holiday basierte auf dem Typ 38, der zweitürigen Limousine mit L-Ausstattung. Er wurde von 05/1972 bis 08/1973 zeitgleich mit Ascona A und Manta A in Holiday-Ausführung angeboten.
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Spezifische Teile am Kadett Holiday gab es keine. Seine aufgewertete Ausstattung setzte sich aus bekannten, „handelsüblichen“ Ausstattungs-Details zusammen. Dies waren vor allem:
  • Schiebedach,
  • Sportstahlfelgen,
  • Nebelscheinwerfer in großer Ausführung und Nebelschlussleuchte,
  • hohe Vordersitzrückenlehnen mit Kopfstützen und
  • ein rundumlaufender, aufgeklebter, schmaler, schwarzer Zierstreifen.
Anscheinend gab es von Land zu Land durchaus Unterschiede, denn der dänische Holiday oben hat z.B. kein Schiebedach.


Kadett Grand Prix
Der Grand Prix präsentierte sich im Modelljahr 1973 als aufgewertete zweitürige Standard-Limousine (Typ 31). Dieses Sondermodell wurde in den Farben Ziegelrot, Ocker, Arktisweiß und Sierrabeige ausgeliefert. Zusätzlich zur Standardausstattung bekam er:
  • Fensterrahmen, Zierleisten an Schwellen und Radläufen in Chrom wie bei Typ 37,
  • Stahlgürtelreifen 155 SR 13,
  • Drehstromlichtmaschine 45 Ampere,
  • heizbare Heckscheibe,
  • Haubenverschluss mit Innenbetätigung,
  • Sportlenkrad,
  • Teppichboden,
  • 3-Punkt-Sicherheitsgurte,
  • verstellbare Rückenlehne Beifahrerseite und
  • hintere Ausstellfenster mit.
Gegen Aufpreis war der Grand Prix auch mit dem stärkeren 1,2-Liter-S-Motor lieferbar und auf Wunsch auch mit der 3-Gang-Vollautomatik.


Kadett Festival
Der Kadett Festival basierte auf dem Typ 38, der zweitürigen Limousine mit L-Ausstattung bzw. dem Typ 92 - Coupe F. jeweils mit aufgewerteter Ausstattung. Angeboten als „Sport-Limousine“ (Nicht zu verwechseln mit dem Sondermodell „Sport“!) und „Sport-Coupe“ im Modelljahr 1973 darf der Festival als die luxuriöseste Ausführung des Kadett überhaupt gelten. Außen glänzte er mit Metallic-Lackierungen in den Farben Saharagold, Monzablau und Limonengrün und einem zweifachen dünnen Seitenstreifen. Innen mit nur für den Festival verwendeten Velourssitzen!
KadB_2t_Fest3.jpg
Die weitere Sonderausstattung bestand aus Sportlenkrad, Scheibenbremsen, Bremskraftverstärker, Stabilisatoren vorne und hinten, 35A-Drehstromlichtmaschine, Halogen-Fernscheinwerfern, heizbarer Heckscheibe, Sportfelgen mit Gürtelreifen 155 SR 13. Er wurde ausschließlich mit dem Motor 12S geliefert – Als „Sport-Limousine“ bzw. „Sport-Coupe“ und angesichts der Extras beim Fahrwerk hätte es etwas mehr sein dürfen! Die 3-Gang-Vollautomatik war auf Wunsch lieferbar. Preise:
- Limousine: 7850,– DM; mit Automatik 8274,– DM,
- Coupe: 8190,– DM; mit Automatik 8717,– DM.


Kadett Sport
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Die Prospektüberschrift warb für dieses betont sportlich ausgelegte Sondermodell mit den Worten „Kadett Holiday Sport – für sportliche Fahrer!“ Damit rückte der Sport, zumindest sprachlich, zur Holiday-Familie. Der Kadett Holiday basierte allerdings auf dem Typ 38, der zweitürigen Luxus-Limousine, während der Sport eine mit sportlichen Extras aufgewertete zweitürige Standard-Limousine (also Typ 31) war. Und nur als solche wurde er angeboten! Im Gegensatz zum Holiday wurde der Sport auch nur im Jahr 1973 gebaut.
Seine an den Rallye-Kadett angelehnte „Kriegsbemalung“ machte ihn diesem optisch recht ähnlich, so dass er ab und an mit dem Rallye verwechselt wurde (und wird), der freilich als Basis ein Luxus-Coupé hat.
73_2t-Sport3.jpg
Mit dem Sport sollten eindeutig die jüngeren Fahrer angesprochen wurden, denn der Sport für 8228,– DM zeigte sich als günstige Alternative zum mindestens 9399,– DM teuren Rallye. Der Preisunterschied zwischen beiden Fahrzeugen betrug also 1171,- DM. Dies bezogen auf die Ausrüstung mit Motor 12S (60 PS), der beim Sport in Verbindung mit der Sportschaltung als einziger lieferbar war.
Zur serienmäßigen Standardausstattung kamen hinzu:
  • schwarz mattierter Kühlergrill, Motorhaube und Stoßfänger
  • schwarze Seitenstreifen mit Schriftzug „SPORT“ auf der Heckklappe
  • Neben den im Prospekt ausgewiesenen Ausstattungen verfügte der Sport über weitere außergewöhnliche Details, wie z. B. mattschwarz auslackierte Scheinwerferrahmen, Scheibendichtungen ohne Chromkeder, schwarz umrahmte Rückleuchten, schwarze Kennzeichenbeleuchtung, mattschwarzer Außenspiegel, usw.
  • Sportauspuff
  • Drehzahlmesser
  • Amperemeter, Öldruckmesser, Zeituhr (wie beim Rallye ab 1968 als Zusatzinstrumente in Kunststoff-Mittelkonsole)
  • Sportlenkrad (Lenkradkranz schwarz umschäumt)
  • Sportschaltung
  • Bremskraftverstärker (serienmäßig bei 12S-Motor)
  • Scheibenbremsen vorn (serienmäßig bei 12S-Motor)
  • Drehstab-Stabilisatoren vorne und hinten (serienmäßig bei 12S-Motor)
  • Sportfelgen (Langloch-Stahlfelgen in silbern/mattschwarz: wie Holiday)
  • Gürtelreifen 155 SR 13 (serienmäßig bei 12S-Motor)
  • Hohe Vordersitzrückenlehnen mit Kopfstützen
  • 3-Punkt-Sicherheitsgurte vorn
  • heizbare Heckscheibe
  • verstärkte Drehstromlichtmaschine
  • Scheibenwaschanlage mit Wischerkontakt
Lieferbare Farben waren lt. Prospekt: Ziegelrot, Ocker und Citrusgelb.

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